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Zerknall eines Druckgefäßes im Gaskombinat Schwarze Pumpe

15. November 1982
Information Nr. 589/82 über den Zerknall eines Druckgefäßes im Gaswerk des VE Gaskombinat Schwarze Pumpe Spremberg, [Bezirk] Cottbus, am 11. November 1982

Am 11.11.1982, gegen 11.19 Uhr zerknallte im Gaswerk des VE Gaskombinat Schwarze Pumpe Spremberg, [Bezirk] Cottbus, ein Nachkühler für verdichteten Sauerstoff. Dabei wurde der Boden des Kühlers abgerissen und ca. 30 m weggeschleudert.

Neben Schäden an technologischen Ausrüstungen kam es insbesondere zu Zerstörungen an Glasflächen von Gebäuden. (Der vorläufig geschätzte Schaden beträgt ca. 100 TM.)

Personen wurden nicht verletzt.

Der durch den Zerknall des Nachkühlers eingetretene Produktionsausfall an Stadtgas ist durch die kurzfristige Wiederinbetriebnahme eines Turboverdichters gering, sodass es zu keinen Beeinträchtigungen in der Stadtgasversorgung kam.

Die unverzüglich gemeinsam mit Experten des Staatlichen Amtes für Technische Überwachung der DDR und der Deutschen Volkspolizei eingeleiteten Untersuchungen zur Aufklärung der Ursachen und möglicher begünstigenden Bedingungen ergaben bisher:

Am 11.11.1982, gegen 10.48 Uhr fiel der Sauerstoff-Turboverdichter 6 wegen eines Defektes an der automatischen Drehzahlregelung aus.

Zur Aufrechterhaltung der Versorgung der Erdgasspalter mit Drucksauerstoff erfolgte deshalb die Inbetriebnahme der Kolbenverdichter 1 bis 6. Dabei wurde jedoch versäumt, einen hinter dem Nachkühler befindlichen Schieber zu öffnen, der seit Außerbetriebnahme des Kolbenverdichters am 10.11.1982 laut Betriebsvorschrift geschlossen war.

Dadurch kam es in der Folgezeit im betreffenden Leitungsabschnitt (zulässiger Betriebsdruck 2,5 atü) und damit auch in dem Nachkühler zu einem Druckaufbau von etwa 30 atü.

Dieser Druckaufbau konnte entstehen, weil der Nachkühler entgegen den Regeln der Technik nicht durch ein Sicherheitsventil geschützt war und – obwohl es sich um ein überwachungspflichtiges Druckgefäß handelt – auch nicht dem Staatlichen Amt für Technische Überwachung der DDR zur Abnahme und Revision gemeldet worden war.

Nach den bisher geführten Untersuchungen, bestehen für die gesamte Sauerstoffverdichtung Betriebsvorschriften aus verschiedenen Zeitabschnitten, so u. a. für den Nachkühler aus dem Jahre 1973, für die gesamte Sauerstoffverdichtung aus den Jahren 1981 bzw. 1982. Sie enthalten zum Teil unterschiedliche und sich widersprechende Festlegungen. Diese Festlegungen stimmen auch nicht in jedem Fall mit dem derzeitigen Anlagenzustand überein.

Unter den gegebenen Umständen kann bei dem gegenwärtigen Stand der Untersuchungen noch keine Aussage über die konkrete strafrechtliche Verantwortlichkeit getroffen werden.

Dieses Vorkommnis weist erneut darauf hin, dass von den Verantwortlichen im VE Gaskombinat Schwarze Pumpe noch immer nicht mit der erforderlichen Sorgfalt und Konsequenz notwendige Schlussfolgerungen aus der Explosion in der Rectisolanlage vom 22.2.19821 in ihrer Leitungstätigkeit beachtet werden, obwohl in einem entsprechenden Kontrollbericht des Staatlichen Amtes für Technische Überwachung der DDR bereits im Oktober 1982 auf den ungenügenden Realisierungsstand entsprechender Maßnahmen hingewiesen wurde.

Die Untersuchungen werden intensiv fortgesetzt.

  1. Zum nächsten Dokument Reaktionen der Bevölkerung auf Probleme der Volkswirtschaft und Versorgung

    15. November 1982
    Hinweise über aktuelle Gesichtspunkte der Reaktion der Bevölkerung der DDR im Zusammenhang mit Problemen der Volkswirtschaft und der Versorgung [O/112]

  2. Zum vorherigen Dokument Probleme bei der Sicherung der Energieversorgung im Winter 1982/83

    15. November 1982
    Information Nr. 588/82 über einige Probleme im Zusammenhang mit der Sicherung der Energieversorgung im Winterhalbjahr 1982/83