88. Tagung KKL, Berlin
13. September 1983
Information Nr. 307/83 über die 88. Tagung der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR (KKL) am 2./3. September 1983 in der Hauptstadt der DDR, Berlin
Die 88. Tagung der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR (KKL) fand in der Zeit vom 2. bis 3. September 1983 in der Hauptstadt der DDR, Berlin, statt. An dieser Beratung nahmen neben dem Vorsitzenden der KKL, Bischof Hempel1 (Dresden), alle Bischöfe und Chefjuristen der evangelischen Landeskirchen sowie die Synodalen der KKL teil.
Den Verlauf der Tagung bestimmten Berichte von Bischof Leich2 (Eisenach) und Kirchenpräsident Natho3 (Dessau) sowie die Diskussion über den Bericht der KKL für die in der Zeit vom 16. bis 20. September 1983 in Potsdam-Hermannswerder stattfindende 3. ordentliche Tagung der IV. Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK).4
Bischof Leich informierte, dass ihm am 12. September 1983 durch die Friedrich-Schiller-Universität Jena die Ehrendoktorwürde verliehen wird. Diese von staatlicher Seite erfolgte Würdigung Leichs als Vorsitzender des kirchlichen Lutherkomitees5 wurde von allen anwesenden KKL-Mitgliedern mit großer Genugtuung aufgenommen.
Bischof Leich berichtete des Weiteren über seine im Juli/August 1983 durchgeführte Dienstreise in die ČSSR (Slowakische Sozialistische Republik). In diesem Zusammenhang nahm er Stellung zum Verhältnis Staat – Kirche in der ČSSR und brachte zum Ausdruck: »Die DDR-Kirchen sollten ihrer Regierung dankbar sein für die Möglichkeiten, die ihnen hier für ihre kirchliche Tätigkeit geboten werden. Man solle auch endlich davon Abstand nehmen, sich bei allem und jedem nach dem Westen zu orientieren.« In diesem Sinne empfahl er bezogen auf die Partnerschaftsbeziehungen der Kirchen der DDR zu den Kirchen in der BRD, sich »in Zukunft mehr auf effektivere Zusammenarbeit zu anstehenden und beiderseitig interessierenden theologischen und politischen Fragen« zu orientieren.
Kirchenpräsident Natho gab einen wesentlich persönliche Eindrücke widerspiegelnden Bericht zur VI. Vollversammlung des »Ökumenischen Rates der Kirchen« (ÖRK) vom 24. Juli bis 10. August 1983 in Vancouver/Kanada, der ohne Diskussion zur Kenntnis genommen wurde. (Der Bericht von Natho enthielt keine über die in der Information des MfS Nr. 296/83 vom 12. September 1983 enthaltenen Hinweise hinausgehenden Aussagen.)
Nach streng vertraulichen Hinweisen wurde der »Alleingang« des Leiters der DDR-Delegation, Bischof Hempel, und des Leiters der BRD-Delegation, Bischof Lohse,6 kritisiert, ohne Konsultation mit ihren Kirchenleitungen Briefe an die Staatsoberhäupter der DDR und der BRD von Vancouver aus verschickt zu haben.7
Die Tagungsteilnehmer fassten den Beschluss, zu »Vancouver« Gespräche seitens der KKL mit dem Friedensrat der DDR8 und, mit Vermittlung durch den Staatssekretär für Kirchenfragen der DDR, mit dem Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Erich Honecker,9 anzustreben. Das Gespräch mit dem Vorsitzenden des Staatsrates der DDR solle »vorwiegend politisch-aktuelle Probleme« zum Inhalt haben, in deren Mittelpunkt der »Gedanke der Friedenserhaltung und Friedenssicherung« stehen solle. Gleichzeitig wolle man bei diesem Gespräch eine »endgültige und baldige Klärung« der noch offenstehenden Probleme bei der »finanziellen Aufstockung der Diakonissen des Diakonischen Werkes« in der DDR und bei der Altersversorgung der kirchlichen Angestellten herbeiführen.
Im Verlauf der KKL-Tagung wurde der allen Konferenzteilnehmern schriftlich vorliegende Entwurf des Berichtes der KKL zur 3. Tagung der IV. Synode des BEK beraten.
Der Berichtsentwurf gliedert sich in vier Teile:
- –
Zeugnis und Dienst (Situationsbericht)
- –
Friedensengagement
- –
Eingaben
- –
Vereinigte Evangelische Kirche (VEK)
Im ersten Teil – Zeugnis und Dienst – werden die staatlichen und kirchlichen Aktivitäten im kirchlichen Lutherjahr gewürdigt. Differenziert wird auf die durchgeführten Kirchentage, Kongresse und anderen Veranstaltungen eingegangen. Positiv wird die gute Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche hervorgehoben.
Die Diskussion zum Berichtsteil »Friedensengagement« führte vorliegenden vertraulichen Informationen zufolge zu grundsätzlichen und langwierigen Auseinandersetzungen. Bischof Gienke10 (Greifswald) warnte u. a. vor einer »kritiklosen und totalen« Übernahme der in Vancouver/Kanada auf der VI. Vollversammlung des ÖRK angenommenen »Erklärung zu Frieden und Gerechtigkeit« und weiteren »Erklärungen«.11 In diesen Materialien werde nach seiner Auffassung zu sehr dem »absoluten Pazifismus« zugestimmt. Gienke kritisierte, dass im vorliegenden Berichtsteil keinerlei Stellung bezogen wird zur Stationierung von NATO-Raketen in Westeuropa.12 Er wurde in seinen Darlegungen unterstützt von den Vertretern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen. Von den gleichen Personenkreisen wurde gefordert, sich u. a. für eine »Gleichachtung« des Soldatendienstes einzusetzen. Nach ihrer Ansicht dürfe es keinen Unterschied geben für die »Friedenseinstellung« eines Soldaten, gleich, ob es sich um den Dienst mit der Waffe, als Bausoldat oder um Wehrdienstverweigerung handele.13
Die Vertreter der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen/Magdeburg (Präsident Kramer,14 Propst Falcke15) zeigten demgegenüber große Bereitschaft, die Passagen der »Vancouver-Erklärung« zu übernehmen, wo jeder Besitz von Atomwaffen als für Christen nicht akzeptabel abgelehnt werde. Sie waren darum bemüht, den kirchlichen Standpunkt eines »absoluten Pazifismus« für alle DDR-Kirchen als politisches Leitmotiv zu propagieren.
Die Diskussionen zum Berichtsteil »Friedensengagement« führten zu keinem einheitlichen Standpunkt und waren Anlass, den gesamten Berichtsentwurf einzuziehen. Es wurde eine Kommission gebildet – Bischof Rathke16 (Schwerin), Pfarrer Stier17 (Rostock), Oberkirchenrätin Lewek18 (Berlin) –, die bis zum Beginn der Synode am 16. September 1983 den Bericht zu überarbeiten hat.
Im Verlaufe der Diskussion zum Bericht informierte Präses Wahrmann19 (Wismar) darüber, dass bisher 23 Eingaben zum Thema Frieden beim Präsidium der Synode eingegangen seien. Seinem Vorschlag, diese 23 Eingaben nicht ausführlich in den KKL-Bericht mit einfließen zu lassen, sondern dem zuständigen Ausschuss der Synode zur Verfügung zu stellen, wurde zugestimmt.
Dem MfS liegen u. a. streng intern beschaffte Eingaben der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) und des Katechetischen Oberseminars Naumburg, des »Friedensarbeitskreises der Studentengemeinde« Naumburg und von »Gemeindemitgliedern der Güstrower Kirchgemeinden« – alle mit mehreren Unterschriften versehen – vor (Texte als Anlage der Information beigefügt). Hervorzuheben ist die relativ einheitliche inhaltliche Stoßrichtung dieser Eingaben, die Synode zu einem »Friedensbekenntnis« im Sinne des sogenannten totalen Pazifismus zu beeinflussen. (»Christen können sich weder an einem Krieg noch an der Vorbereitung von Verteidigung mit Massenvernichtungswaffen beteiligen«, »… alle militärischen Übungen im Bereich der Zivilverteidigung einstellen, solange in Genf die Verhandlungen20 andauern«).
Zum Berichtsteil »Vereinigte Evangelische Kirche« (VEK) soll vorliegenden internen Hinweisen zufolge Präsident Domsch21 (Dresden) ein sogenanntes Positionspapier (Problemskizze) vorgebracht haben. Dieses Papier sei zuvor auf einer Sitzung der Kirchenleitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (VELK)/DDR ausführlich behandelt worden. Es enthalte angeblich »Voraussetzungen, Inhalt und Aufgaben im Zusammenhang mit der Auflösung der VELK/DDR und deren Fusionierung mit dem Bund evangelischer Kirchen«. (Weitere Einzelheiten liegen dazu bisher nicht vor.)
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
Anlage zur Information Nr. 307/83
[Eingaben an die Synode des BEK]
An die Synode | des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR | 1040 Berlin | Auguststraße 80
Liebe Synodale!
Nichtchristen und Christen sind betroffen von einer totalen Bedrohung des Lebens.
Massenvernichtungswaffen sollen uns vor unserer Vernichtung schützen. Als Verteidigungsinstrumente sind sie nicht mehr denkbar, weil sie unwiederbringlich zerstören, was sie zu schützen vorgeben.
Seit insbesondere die Militärs mit »begrenzten« Atomschlägen rechnen, hat sich die Situation ungeheuerlich zugespitzt. Wir haben es versäumt, uns schon früher wirksam gegen diese Entwicklung zu stellen. Stattdessen haben wir in unserem Kleinmut und Kleinglauben einem Sicherheitssystem vertraut, das bereits heute Gottes Schöpfung zerstört und Tod und Elend von Menschen besonders der Entwicklungsländer bewirkt.
Wir haben uns schuldig gemacht.
Wir sehen Glaube und Glaubwürdigkeit derer, die Gott als den bekennen, der Liebe ist (I. Joh. 4,16),22 herausgefordert. Darum lasst uns gemeinsam erklären:
Christen können sich weder an einem Krieg noch an der Vorbereitung von »Verteidigung« mit Massenvernichtungswaffen beteiligen.
Wir wollen uns hinwenden zu dem Gott, der seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, dass wir durch ihn leben sollen (I. Joh. 4,9)23.
Glieder der Evangelischen Studentengemeinde und des Katholischen Oberseminars Naumburg
[Liste mit Unterschriften von 35 Personen]
Der Synode | des Bundes der Evangelischen Kirchen | 1040 Berlin | Auguststraße 81 | Naumburg, im Juli 1983
Liebe Synodale!
Nichtchristen und Christen sind betroffen von der totalen Bedrohung des Lebens.
Massenvernichtungswaffen sollen uns vor unserer Vernichtung schützen. Als Verteidigungsinstrumente sind sie nicht mehr denkbar, weil sie unwiederbringlich zerstören, was sie zu schützen vorgeben.
Wir sehen Glaube und Glaubwürdigkeit derer, die Gott als den bekennen, der Liebe ist (I. Joh. 4,16), herausgefordert. Darum halten wir es für dringlich, dass die Synode erklärt:
Christen können sich weder an einem Krieg noch an der Vorbereitung von »Verteidigung« mit Massenvernichtungsmitteln beteiligen.
Wir haben uns mit den Argumenten, die gegen eine solche Erklärung vorgebracht werden könnten, auseinandergesetzt:
1. Manche meinen: Wir müssen doch Heimat, Familie und eigenes Leben gegen einen Angriff verteidigen.
Dem steht die Einsicht entgegen, dass beim Gebrauch von Massenvernichtungswaffen von »Verteidigung« nicht mehr die Rede sein kann: Was geschützt werden soll, würde zugleich vernichtet werden. Auch ein Krieg, der konventionell beginnt, würde mit hoher Wahrscheinlichkeit bei uns ähnliche Folgen haben bzw. zu einem nuklearen Krieg eskalieren.
2. Viele glauben: Wir sind einfach gesetzlich verpflichtet, die Verteidigung unseres Staates mitzutragen. Es gibt gar keine Alternative.
Dagegen ist zunächst zu sagen, dass es innerhalb der gesetzlichen Bestimmungen unseres Staates z. B. die Möglichkeit eines zeichenhaften Dienstes ohne24 Waffe gibt (Bausoldaten) oder dass man innerhalb der Zivilverteidigung die Beteiligung an militärischen bzw. Atomkriegsübungen verweigern könnte und sich stattdessen nur am medizinischen Schutzprogramm bzw. direkten Katastrophenschutz beteiligt.
Weiter ist zu sagen, dass wir als Christen nicht nur die Sicherheit des eigenen Lebens und Landes zu bedenken haben, sondern auch das Leben anderer: das Leben künftiger Generationen und das Leben von Menschen anderer Staaten, sogar das von eventuellen Feinden (vgl. Papier der Studienabteilung über »Sicherheitspartnerschaft und Frieden in Europa«).
Nicht zuletzt ist zu sagen, dass wir zuerst Gott und dann den Gesetzen des Staates verpflichtet sind (act. 5,29b »Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.«25 und Barmen V26).
3. Manche geben zu bedenken: Wenn wir einer solchen Erklärung folgen, gefährden wir den inneren Frieden unseres Landes und damit indirekt den äußeren.
Darauf ist zu antworten: Ein innerer »Friede«, der es nicht erlaubt, die Gefahren beim Namen zu nennen und daraus die Konsequenzen zu ziehen, ist ein Scheinfrieden. Wir fördern gerade den inneren Frieden, wenn wir zur Bildung einer eigenen Meinung beitragen, die dann auch öffentlich verantwortet wird.
4. Manche sind der Ansicht: Wir können doch nicht aus der Gesellschaft aussteigen, wir wollen keine Außenseiterrolle spielen bzw. uns von denen nicht ausschließen, die die Härten eines Armeedienstes auf sich nehmen.
Wir sagen: Es geht nicht darum, sich vor hartem Dienst zu drücken (vgl. die Bereitschaft, einen »Sozialen Friedensdienst« zu leisten), sondern sich einem Dienst zu widersetzen, der gegen das Leben anderer gerichtet ist.
Außerdem ist hier Rö. 12,2 zu hören: »Stellt euch nicht dieser Welt gleich«27 und der Zuspruch Mt. 5,13: »Ihr seid das Salz der Erde«.28
5. Manche argumentieren: Nur indem wir uns mit den Soldaten solidarisch erklären, können wir zu ihnen glaubwürdig vom Evangelium sprechen.
Kann ich mich aber am Einsatz von Massenvernichtungswaffen (bzw. seiner Vorbereitung) beteiligen und dabei die Frohe Botschaft weitersagen? Ist das glaubwürdiges Reden von Gottes Liebe?
6. Viele denken: Wenn wir einer solchen Erklärung folgen, haben wir Nachteile im persönlichen Leben. Wir müssen uns erst einmal eine Existenzgrundlage schaffen und sie uns erhalten, und es ist ja auch nicht sicher, dass es zum (Atom-)Krieg kommt. Demgegenüber ist festzustellen, dass der gegenwärtige Stand von Rüstungs- und Militärwesen gerade die Vernichtung der persönlichen Existenz immer wahrscheinlicher macht. Das Gebot der Kreuzesnachfolge wird daher politisch relevant und steht keineswegs im Widerspruch zu dem Streben, das persönliche Leben zu erhalten.
7. Manche wenden ein: Wir können sowieso nichts gegen die drohenden Gefahren tun, als einzelne schon gar nichts.
Wir sagen: Diese Haltung ist in geschichtlicher Erfahrung tief begründet. Aber unsere Hoffnung ist stärker als alle geschichtliche Erfahrung und lässt sie nicht zum Zwang werden (vgl. Rö. 8,2429 und Kol. 2,1530).
8. Dem zuletzt genannten Einwand ähnelt die Aussage, die von Theologen immer wieder zu hören ist: Erst Gottes Reich wird den wirklichen Frieden bringen, Krieg und Rüstung gehören zum Wesen der gefallenen Welt.
Darauf antworten wir: Zwar steht das Gottesreich noch aus, zugleich aber ist es in Christus schon angebrochen. Daran orientieren wir uns und nicht am Wesen der gefallenen Welt.
Wenn wir uns für den Frieden der Welt einsetzen, bilden wir uns nicht ein, Gottes Reich herbeizuführen, sondern wir ziehen nur die Konsequenz aus dem Handeln Gottes an uns.
9. Es wird eingewandt: Unsere Aufgabe ist die Verkündigung der Gnade Gottes und nicht, politische Entscheidungen zu treffen.
Aber: Aus der Unterscheidung von christlicher Verkündigung und politischem Handeln darf keine starre Scheidung und womöglich Entgegensetzung werden (vgl. Barmen II31).
10. Es wird befürchtet: Wenn die Synode eine solche Erklärung abgibt, findet sie wenig Unterstützung in den Gemeinden und wird damit in ihrem Reden unglaubwürdig (vgl. Jugendweihe32 oder Wehrerziehung33).
Dazu ist zu sagen: Wenn viele Christen der Erklärung nicht folgen, so liegt das zunächst einfach nur daran, dass sie über den Sachverhalt gar nicht ausreichend informiert sind (Kanzelabkündigungen und Mitteilungen an die Pfarrer reichen hier nicht aus).
Wir schlagen deshalb vor, dass noch in diesem Jahr jedes Gemeindemitglied in der DDR (analog zum Kirchensteuerbescheid) ein Informationsblatt erhält, das die Erklärung der Synode kurz und prägnant erläutert. Situationserhellende Information ist wesentlicher Bestandteil der Verkündigung!
Sodann machen wir uns jedenfalls schuldig, wenn wir nicht reden. Damit werden wir aber in einem viel tieferen Sinne unglaubwürdig!
Liebe Synodale! Seit mehr als 30 Jahren gibt es Atomwaffen. Seit insbesondere vonseiten der Militärs mit »begrenzten Atomschlägen« gerechnet wird, hat sich die politisch-militärische Situation ungeheuerlich zugespitzt.
Wir haben es versäumt, uns schon früher dagegen zu wenden. Stattdessen haben wir in unserem Kleinmut und Kleinglauben einem Sicherheitssystem vertraut, das Gottes Schöpfung zerstört und Tod und Elend von Menschen besonders der Entwicklungsländer bewirkt. Wir haben uns schuldig gemacht.
Wir wollen uns hinwenden zu dem Gott, der »seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, dass wir durch ihn leben sollen (I. Joh. 4,934)«.
Lasst uns gemeinsam erklären:
Christen können sich weder an einem Krieg noch an der Vorbereitung von »Verteidigung« mit Massenvernichtungswaffen beteiligen.
Der Friedensarbeitskreis der Studentengemeinde
Gemeindeglieder | der Güstrower Kirchgemeinden | An die | Bundessynode | der Evangelischen Kirchen in der DDR | 1040 Berlin | Auguststraße 80 | Güstrow, 26. Juli 1983
Eingabe an die Synode
Angesichts der immer stärker werdenden Bedrohung durch einen in seinen Ausmaßen unvorstellbaren Nuklearkrieg ist es in diesem Jahr immer mehr zu der zentralen Forderung gekommen:
Diese Forderung haben mit allem Nachdruck u. a. erhoben:
- –
die Rundtischkonferenz über die ökonomischen und moralischen Publikationen des nuklearen Einfrierens (Nuclear Freeze) in Moskau vom 7. bis 9. März 1983,35
- –
die christliche Weltkonferenz »Leben und Frieden«, die im April 1983 in Uppsala zusammenkam,36
- –
die VII. Konferenz der Staats- und Regierungschefs der nichtpaktgebundenen Länder in ihrer Botschaft aus Delhi vom April 1983,37
- –
der Hirtenbrief der amerikanischen Bischöfe vom Mai 1983,38
- –
das USA-Repräsentantenhaus bei einer Abstimmung vom 4. Mai 1983,39
- –
die Regierung der UdSSR in einer Botschaft an die Regierungen der USA, Großbritanniens, Frankreichs und der Volksrepublik China, die der Oberste Sowjet am 16. Juni angenommen hat,40
- –
die Prager Weltkonferenz für Frieden und Leben, gegen den nuklearen Krieg vom 21. bis 26. Juni 1983.41
In diese Forderung ist das Einfrieren von Forschung, Entwicklung, Produktion, Tests und Stationierung der Nuklearsysteme eingeschlossen.
Wir erwarten von der Synode, dass sie sich dieser weltweiten Forderung vorbehaltlos anschließt.
Daraus ergäbe sich folgerichtig, dass sie sich auch unmissverständlich und ausdrücklich gegen die Stationierung von Pershing II und Cruise Missiles in Westeuropa aussprechen müsste.
Sollte sie sich, aus welchen Gründen auch immer, zu dieser Stellungnahme nicht entschließen können, würde sie damit unserer Meinung nach eine große Schuld auf sich laden.
Gleichzeitig würden wir es begrüßen, wenn die Synode der Regierung der DDR vorschlägt, alle militärischen Übungen im Bereich .der Zivilverteidigung einzustellen, solange in Genf die Verhandlungen andauern.
Wir würden diesen Schritt als eine vertrauensbildende Maßnahme unserer Regierung begrüßen.
Güstrow, den 26. Juli 1983
Raimund Wegner42 | 2758 Schwerin | [Straße, Nr.]
Ulrich von Saß43 | 2600 Güstrow | [Straße, Nr.]
Katrin Falk44 | 2600 Güstrow | [Straße, Nr.]
[Name, Vorname] | 2600 Güstrow | [Straße, Nr.]
Heiko Lietz45 | 2600 Güstrow | [Straße, Nr.]
Günther Enge46 | 2600 Güstrow | Küsterhaus