Ausbruch Maul- und Klauenseuche VEG Zingst
7. Januar 1983
Information Nr. 22/83 über den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in der Jungrinderaufzuchtanlage des VEG Zingst in Born, [Kreis] Ribnitz-Damgarten, [Bezirk] Rostock
Am 28. Dezember 1982 stellte der Kreistierarzt des Kreises Ribnitz-Damgarten den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in der Jungrinderaufzuchtanlage des VEG Zingst in Born, [Kreis] Ribnitz-Damgarten, [Bezirk] Rostock, fest.
Diese Feststellung wurde am 29. Dezember 1982 in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Loeffler-Institut Insel Riems bestätigt.
Bis zum 5. Januar 1983 erkrankten insgesamt 697 Tiere des bisher betroffenen Kompaktbaus der Anlage, in dem insgesamt 4 100 Tiere untergebracht sind. (Nicht betroffen ist der Jungrinderbestand des sogenannten Neubaus der Anlage mit 2 000 Tieren, in welchem letztmalig im September 1982 MKS auftrat.)
Von Experten wird eingeschätzt, dass die Erkrankungen im Bestand weiter zunehmen, da die Immunisierung infolge Schutzimpfung nur bei höchstens 85 bis 90 % der Tiere eintritt.
(Der gesamte Bestand des VEG Zingst und darüber hinaus alle Rinder- und Schweinebestände des Kreises Ribnitz-Damgarten nördlich der F 105 wurden bis zum 30. Dezember 1982 mit MKS-Vakzine 01 erneut schutzgeimpft.)
Der befallene Rinderbestand befand sich bis zum Herbst 1982 auf der Insel Hiddensee zur Sommerweide und wurde mit Beendigung der Weideperiode im Kompaktbau der Anlage in Born aufgestallt.
Diese Tiere kamen bisher nicht mit befallenen Tieren aus dem MKS-Geschehen des Jahres 1982 in Berührung und wurden insgesamt fünfmal gegen MKS schutzgeimpft.
Wie weiter festgestellt wurde, fanden am 19. und 20. Dezember 1982 im Bestand der 2 000 Tiere des sogenannten Neubaus Klauenpflegemaßnahmen statt, zu denen unter Beachtung des baulichen Zustandes der konzentrierte Einsatz eines erheblichen Teiles der Beschäftigten der Anlage erforderlich war.
Seitens verantwortlicher Veterinäre wird eingeschätzt, dass beim Abheilen der MKS damit zu rechnen ist, dass infektiöses Virus in den Klauen eingeschlossen wird. Es ist anzunehmen, dass im Zusammenhang mit den Klauenpflegemaßnahmen die Übertragung von infektiösem Virus auf den dort befindlichen Bestand erfolgte.
Nach Bestätigung des MKS-Ausbruchs in Born wurden von der Bezirksseuchenkommission Rostock am 29. Dezember 1982 die für diesen Fall vorgesehenen staatlichen und seuchenhygienischen Maßnahmen eingeleitet:
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Die Gemeinden Born, Wieck, Wustrow, Prerow, Ahrenshoop, Dierhagen und Zingst wurden zur Schutzzone I erklärt.
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Für den Kreis Ribnitz-Damgarten wurde die Alarmstufe II und für die Kreise Rostock-Land und Stralsund die Alarmstufe I festgelegt.
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Die Jungrinderaufzuchtanlage in Born wurde zum Sperrobjekt erklärt. Die Betreuung der Tierbestände erfolgt durch im Objekt verbleibende Personen.
Das im Anlagenbereich vorhandene Futter ist für ca. drei Wochen ausreichend.
Eine Zwischenlagerung der anfallenden Gülle ist für diesen Zeitraum gewährleistet.
Der Leiter des Veterinärwesens der DDR informierte zwischenzeitlich das Internationale Tierseuchenamt in Paris, die Leiter der Veterinärdienste der RGW-Staaten und der SFR Jugoslawien, die Leiter der Veterinärdienste der kapitalistischen Staaten, mit denen Veterinärabkommen bestehen, am 31. Dezember 1982 darüber, dass bei einem Tier im ehemaligen Seuchenobjekt Born die MKS erneut auftrat.
Für die staatlichen und wirtschaftsleitenden Organe sowie Einrichtungen des Territoriums wurden differenzierte Maßnahmen zur Verhinderung des weiteren Ausbreitens der MKS und zur Sicherung der planmäßigen Produktion festgelegt.
Die ursprünglich vorgesehene Bekämpfung der MKS im befallenen Bestand durch schadlose Beseitigung der erkrankten Tiere musste aufgrund der Höhe der Anzahl der erkrankten Tiere aufgegeben werden.
Alle Maßnahmen sind darauf gerichtet, den MKS-Ausbruch auf den befallenen Bestand zu begrenzen und nach Eintritt der Immunität der Impfung vom 29. Dezember 1982 und der Abheilung der erkrankten Tiere die Entscheidung über den Jungrinderbestand zu treffen.
Um weiteren Ausbrüchen vorzubeugen, wird nach wie vor angestrebt, die 6 100 Tiere nach Abklingen der MKS der Schlachtung zuzuführen und eine umfassende Desinfektion der Jungrinderanlage Born durchzuführen.
Seitens des Ministeriums für Staatssicherheit werden die eingeleiteten staatlichen Maßnahmen wirksam unterstützt.