Aussagen auf internationaler wissenschaftlicher Konferenz, (4. Bericht)
16. April 1983
Einige besonders zu beachtende Aussagen auf der Internationalen Wissenschaftlichen Konferenz (4. Bericht) [O/115b]
Gen. Gordon McLennan,1 Generalsekretär der KP Großbritanniens: Charakterisierung des »britischen Weges zum Sozialismus«:2
Aufbau des Sozialismus in Formen, die
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die »Freiheit des Individuums«,
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die »Pluralität der politischen Parteien«,
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die »Unabhängigkeit der Gewerkschaften«,
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die »Glaubensfreiheit«,
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die »Freiheit der Forschung, der Kultur, der Kunst und der Wissenschaft« gewährleisten.
Gen. Kenneth Kvist,3 Mitglied des Sekretariats des Parteivorstandes der Linkspartei-Kommunisten (Schweden):
Behauptung, Friedenskampf werde schwerer, »wenn nicht auch sozialistische Länder Nationsgrenzen und Unabhängigkeit voll und ganz respektieren« (offenkundig besonders gegen UdSSR – siehe Afghanistan gerichtet).4
Versuch nachzuweisen, dass es innerhalb des Marxismus und der marxistischen Bewegung »Autoritätsglauben« gegeben habe (Dogmatismus). – Stets müsse die Theorie von Marx5 weiterentwickelt werden; sie gebe »keine fertigen Antworten für alle Zeiten«.
Schaffung eines »sozialistischen Staates in Schweden« bedeute »Demokratisierung«, »Entbürokratisierung«, »qualitative Veränderung von Struktur und Inhalt des ganzen Staates« (unmarxistisch).
Bart Tromp,6 Mitglied des Parteivorstandes der Partei der Arbeit der Niederlande:
Behauptung, Marx sei »zum größten Teil nicht mehr aktuell für unsere Zeit«, »zu begrenzt«, um Richtschnur des Handelns in der Gegenwart zu bieten; nur gültig für seine Zeit.
»Verwirklichung des Sozialismus« bedeute u. a. »Gleichberechtigung, Freiheit und Demokratie aller Völker«, »Menschenrechte«, »Pressefreiheit«.
Darstellung sozialdemokratischer Vorstellungen über den »friedlichen Weg (Übergang) zum Sozialismus« (Idee der »Evolution« – dies jedoch unter Berufung auf Marx).
Dabei Unterstellung, Marx sei »gegen eine gut organisierte Partei« gewesen, sei gegen die Theorie gewesen, dass eine erfolgreiche Revolution durch »Forcierung der Geschichte« möglich sei.
Saad Kasem Hammudi,7 Leiter der Abteilung Internationale Verbindungen der Regionalleitung der Arabischen Sozialistischen Baath-Partei8 (Irak):
Überbetonung des arabischen Nationalismus, des »arabischen revolutionären Denkens«, der arabischen Revolution.
Weniger die soziale als vielmehr die nationale, patriotische Dimension spiele in der Dritten Welt eine Rolle (»arabische Erfahrung des Marxismus«).
»Nationale Theorie«: Freiheit, »Vereinigung der arabischen Nation, Sozialismus«.
Antonio Aranibar,9 Mitglied des Exekutivkomitees der Nationalen Leitung der Bewegung der Revolutionären Linken Boliviens:
Überbetonung des Nationalen im Befreiungskampf: Gleichsetzung von wissenschaftlichem Sozialismus mit dem »revolutionären Nationalismus«.
Illusion, die »ausbeutenden Klassen« in den nationalen Kampf einbeziehen zu können.
Deogratias Bayaga,10 Mitglied des ZK der Partei der Einheit und des Nationalen Fortschritts (Burundi):
Klassenindifferente Darstellung der Ursachen der Gefährdung des Weltfriedens: »Kluft zwischen armen und reichen Ländern« als einer der Faktoren, die den Frieden infrage stellen.
Chea Sim,11 Mitglied des Politbüros des ZK der Revolutionären Volkspartei Kampucheas:
Die bisher heftigsten auf der Konferenz vorgetragenen Angriffe gegen die Führer und die Politik der VR China:
»Pekinger Expansionismus«, »hegemonistische Absichten« als Hauptursache der Spannungen und Unsicherheit in Südostasien bezeichnet.
Grußbotschaft der Kommunistischen Partei San Marinos:
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Behauptung, Theorie und Gedankengut von Marx müssten ständig erneuert und belebt werden (entsprechend den Veränderungen, »die in den politischen und ökonomischen Strukturen in jedem Staat vor sich gingen«).
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Forderung, »dogmatische Deutung« zu vermeiden.