Evangelischer Kirchentag, Dresden
11. Juli 1983
Information Nr. 251/83 über den Verlauf des Evangelischen Kirchentages der Sächsischen Landeskirche und des Görlitzer Kirchengebietes vom 7. bis 10. Juli 1983 in Dresden
Die Sächsische Landeskirche führte gemeinsam mit der Kirche des Görlitzer Kirchengebietes vom 7. bis 10. Juli 1983 im Rahmen der kirchlichen Luther-Ehrungen 19831 einen Kirchentagskongress durch, der mit einem Kirchentag am 10. Juli 1983 beendet wurde. Dabei handelte es sich um die bisher größte kirchliche Veranstaltung dieser Art in der DDR im Rahmen der Luther-Ehrungen 1983.
Kongress und Kirchentag standen, wie alle bisherigen regionalen Kirchentage in der DDR, unter dem Thema »Vertrauen wagen«.
Im Rahmen des Kirchentagskongresses fanden nach der Eröffnungsveranstaltung auf dem Vorplatz des Hygiene-Museums Dresden Veranstaltungen in ca. 300 Gesprächsgruppen in Gemeinderäumen einschließlich Wohnungen statt.
Folgende Kongressthemen wurden behandelt:
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»Glaube verändert mich«
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»Die Christen und die anderen«
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»Familie zwischen Schule und Kirche«
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»Frieden ist teuer, aber bezahlbar«
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»Reformation der lutherischen Kirche im Lutherjahr«
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»Unsere Enkel wollen auch leben«
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»Auf den anderen zugehen, wo man miteinander leben muss«
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»Mit offenem Visier leben«
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»Ich bin mehr wert, als ich leiste«
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»Angst und Resignation – obwohl Gott nahe ist«
Zu diesen Themen fanden Einführungsvorträge und Plenarsitzungen statt.
Den Höhepunkt bildeten die 35 Gottesdienste in Dresdener Kirchen und auf drei öffentlichen Plätzen sowie die Hauptversammlung am Sonntag, dem 10. Juli 1983, von 14.00 bis 16.00 Uhr im Großen Garten.
Während der gesamten Dauer des Kongresses und des Kirchentages fand eine Ausstellung »Christliche Kunst« (Ausstellungshallen am Fučikplatz,2 etwa 200 Künstler mit ca. 700 Exponaten) sowie ein »Markt der Möglichkeiten« (Ausstellungshallen am Fučikplatz mit Beteiligung von ca. 50 Gruppen) statt.
Darüber hinaus fanden in Kirchen, Gemeindehäusern und staatlichen Kulturstätten eine größere Anzahl von Abend- und Nachtveranstaltungen statt, für die Künstler und Gruppen engagiert wurden. Hinzu kamen Veranstaltungen mit kirchlichen Gruppen, Kabaretts, Liedermachern, Autoren und ökumenischen Gästen, deren Programme vorwiegend auf jugendliche Teilnehmerkreise abgestimmt waren.
Auch das »Treffen der Jugend« (9. Juli 1983) war als Anziehungspunkt für diese Alterskategorie konzipiert.
Außerdem wurden spezielle Programme für Kinder und Jugendliche durchgeführt. Dazu gehörte u. a. eine Veranstaltung mit Pfarrer Theo Lehmann3 (9. Juli 1983 Jugendprogramm/Drachenwiese), bekannt durch die »Gottesdienste einmal anders« – Karl-Marx-Stadt.
An der Kongressarbeit beteiligten sich ca. 4 500 Personen – darunter ca. 60 % Jugendliche und Jungerwachsene.
Die Eröffnungsveranstaltung wurde von ca. 3 000 Personen besucht. An der Hauptveranstaltung am 10. Juli 1983 im »Großen Garten« auf der Drachenwiese nahmen ca. 80 000 Personen teil (entgegen 100 000 von der Kirchenleitung erwarteten). Auch diese Veranstaltungen wurden von einem großen Teil Jugendlicher besucht.
Für den Transport der Teilnehmer nach Dresden waren fünf Sonderzüge eingesetzt, darüber hinaus in den angrenzenden Bezirken eine Reihe Zubringerzüge bzw. Sonderwagen zu den Einsteigebahnhöfen für Sonderzüge.
Durch das Lutherkomitee der evangelischen Kirchen in der DDR waren 128 ökumenische Gäste aus dem nichtsozialistischen Ausland für die Veranstaltungen in Dresden eingeladen worden, die mit geringen Ausnahmen auch anreisten.
Unter ihnen befanden sich Gäste aus der BRD und Westberlin (53), den USA (24), den Niederlanden (10), Frankreich (9), Finnland (6), Schweden und der Schweiz (je 5), Österreich und Tansania (je 3), Norwegen, Südafrika, Dänemark und Japan (je 2). Hinzu kamen weitere Gäste von Kirchen sozialistischer Länder sowie privat eingereiste Personen.
Zu den namhaftesten ökumenischen Gästen zählten:
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Kishii, Satoru4 (Japan), Exekutivsekretär, des Lutherischen Weltbundes (LWB)
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Wee, Paul5 (USA), LWB
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Heubach, Joachim6 (BRD), Landesbischof
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Stoll, Karlheinz7 (BRD), Bischof
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Amakutuwa, Jason8 (Namibia), Bischof
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Kweka, Erasto9 (Tansania), Bischof
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Kibira, Josiah10 (Tansania), Bischof
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Meyer, Hans-Harding11 (BRD), Professor, Institut für Ökumenische Forschung Strasbourg
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Reblin, Klaus12 (BRD), Generalsekretär des »Deutschen Evangelischen Kirchentages«
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Schober, Theodor13 (BRD), Präsident, Diakonisches Werk
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Simon, Helmut14 (BRD), Bundesverfassungsrichter
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von Bismarck, Klaus15 (BRD), Präsident des »Goethe-Institutes«.
Insgesamt ist festzustellen, dass es trotz gezielter Provokationen einzelner feindlich-negativer Kräfte während der Veranstaltungen des Kongresses und des Kirchentages der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und der Evangelischen Kirche des Görlitzer Kirchengebietes im gesamten Bezirk Dresden zu keinen öffentlichkeitswirksamen Aktionen kam.
Während des gesamten Verlaufs des Kirchentages war offensichtlich, dass kirchenleitende Kräfte keine Konfrontation Staat – Kirche anstrebten.
Bereits in Vorbereitung des Kirchentages war die Bereitschaft der Kirchenleitung sichtbar, gegenüber dem Staat ein ausgewogenes Verhältnis zu demonstrieren.
Es war zu erkennen, dass die Kirchenleitung bereit war, die volle Verantwortung für Ordnung und Sicherheit zu tragen und die Einhaltung der gegebenen Zusicherungen für einen störungsfreien Verlauf zu gewährleisten.
Zum Auftreten und Verhalten kirchenleitender Kräfte ist beachtenswert:
In seinem Eröffnungsreferat für den Arbeitskreis »Frieden ist teuer, aber bezahlbar« (Dresdener Heilandskirche) bezeichnete der Berliner Konsistorialpräsident Manfred Stolpe16 die Verweigerung des Waffendienstes als ein berechtigtes Friedenszeugnis der Christen. Einschränkend bemerkte er dazu, dass die Kirche den einzelnen mit ihrer Autorität und Lehre nicht dazu verpflichten könne.
Das Forum »Kirche aktuell in Frage und Antwort« fand unter Beteiligung der kirchenleitenden Personen Bischof Dr. Hempel,17 Bischof Dr. Wollstadt,18 Präsident der Synode Cieslak19 und Konsistorialpräsident Stolpe/Berlin (Christuskirche Dresden) statt. Auf diesem Forum wurden durch überwiegend Jugendliche eine Reihe provokatorische Fragen gestellt, so u. a.:
Wie steht die Kirche zum »sozialen Friedensdienst«20 anstelle des Wehrdienstes? Fragen zu Jahn21 bzw. Jenaer »Friedensgruppierung« und deren Ausbürgerung.22 Was kann gesagt werden zur Verhaftung des »Diakons« Rochau23 (Halle)?24 Sollen junge Christen Mitglied der FDJ werden? Sind christliche Kinder Außenseiter der Schule? Gibt es für die Kirche einen gerechten oder ungerechten Krieg? Segnet die Kirche Waffen? Warum hat man auf diesem Kirchentag die »Arbeitsgruppe Homosexuelle« nicht zugelassen?25 Stimmt es, dass der Staatssicherheitsdienst auf dem »Abend der Begegnung« einen Stand geschlossen und Material beschlagnahmt hat?
Die kirchenleitenden Personen antworteten sachlich, ohne auf die provozierenden Haltungen einzugehen. Bischof Hempel betonte, die Frage mit dem Schließen des Standes sei in dieser Form ein Gerücht, das MfS habe damit nichts zu tun; der Stand sei durch Präsident Cieslak »liquidiert« worden.
(Präsident Cieslak hatte ein »Transparent« mit der Aufschrift »Vertrauen zu Freunden ja, zu Menschen ja, zum Staat nein« entfernen lassen.)
Konsistorialpräsident Stolpe wies die Fragen zu Jahn (Jena) zurück und betonte, Jahn habe in Jena eine Außenseiterrolle gespielt und selbst [einen] Ausreiseantrag gestellt; er habe sich vor den Karren der Massenmedien spannen lassen.26
Ausführlich nahmen Bischof Hempel und Stolpe zur Arbeit der westlichen Massenmedien, besonders des ZDF, Stellung, die aufgefordert wurden, unverfälscht zu berichten, sachlich zu bleiben und aus dem Kirchentag keine Oppositionsveranstaltung zu machen. Gleichzeitig verwies Hempel auf die eindeutige Berichterstattung der DDR-Journalisten und erklärte, dass mit der Art der Berichterstattung der Westmedien die Trennung in Ost und West vertieft wird.
Bei den durchgeführten Treffpunktveranstaltungen zum Thema »Frieden ist teuer, aber bezahlbar« (Martin-Luther-Kirche) mit leitenden Kirchenkräften (u. a. Präsident Domsch,27 Generalsuperintendent Krusche28 (Berlin), Bischof Stoll (BRD), Pfarrer Albrecht29/Dresden) wurden u. a. folgende Fragen gestellt: »Laut Verfassung ist es möglich, über die Auflösung der NVA abzustimmen, was wurde bisher unternommen?«30 Pfarrer Albrecht antwortete: »Verstärkte Zusammenarbeit mit Leuten, die den Wehrdienst verweigern.« Weiterhin wurde gefragt: »Ist es Zynismus des Staates, wenn man das Parteiabzeichen tragen darf, das Zeichen ›Schwerter zu Pflugscharen‹31 jedoch verboten wird?« Auf eine Frage zur Abschaffung der GST antwortete Präsident Domsch, dass das Landeskirchenamt eine Erklärung ausgearbeitet habe und an die staatlichen Organe senden wolle, in welcher gegen den »Druck, dem die Jugendlichen ausgesetzt sind« protestiert wird.
Durch die wirksame Einflussnahme der staatlichen Organe und gesellschaftlichen Kräfte gelang es im Wesentlichen, dass die verantwortlichen Vertreter der Kirchenleitung reaktionäre kirchliche und andere feindlich-negative Kräfte daran hinderten, geplante Aktivitäten bei Veranstaltungen im Rahmen des Kirchentages öffentlichkeitswirksam zu realisieren.
Nach bisher vorliegenden Erkenntnissen sind nachfolgend genannte Versuche feindlich-negativer Kräfte, bestimmte Kirchentagsveranstaltungen politisch zu missbrauchen, beachtenswert:
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In der Gesprächsrunde »Frieden ist teuer, aber bezahlbar« (Friedenskirche Radebeul) forderten zwei dem MfS namentlich bekannte Teilnehmer die Vergrößerung der Arbeitsmöglichkeiten der kirchlichen Friedenskreise und betonten, diese Möglichkeiten sollten dazu genutzt werden, gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR aufzutreten. Eine dieser Personen tätigte extreme antisowjetische Äußerungen und forderte, man müsse alles unternehmen, damit die sowjetischen Einheiten vom Territorium der DDR abgezogen würden; dann wären auch andere Reformen am Staatssystem möglich; den DDR-Bürgern müsse deutlicher gesagt werden, dass die UdSSR die DDR ausnutze, dass sie die Bodenschätze stehlen würde. usw.
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Durch den Leiter des Themenkreises »Frieden ist teuer«, Gehrt,32 wurden die Teilnehmer der Diskussion davon informiert, dass die Kirchengemeinde eine Eingabe an die Synode der Landeskirche senden wolle, in welcher Forderungen enthalten seien zur Unterstützung, Anleitung, Koordinierung und Bildung der Friedensarbeitskreise sowie der Gewinnung hauptamtlicher Mitarbeiter. Die Kongressteilnehmer forderte Gehrt auf, ebenfalls solche Eingaben an die Synode zu senden.
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Während der »Stunde der Begegnung« auf dem Lutherplatz (3 000 Teilnehmer, darunter 80 % Jugendliche) zeigten zwei dem MfS namentlich bekannte Personen kurzzeitig ein Plakat (50 × 100 cm) mit der Aufschrift: »Vertrauen zu Freunden ja, zu Menschen ja, zum Staat nein!« Gegen den Widerstand der Verfasser veranlasste der Präsident der Synode, Cieslak, die Beseitigung des Plakates. Darüber hinaus wurden in dieser Veranstaltung Gesangs- und Musikdarbietungen, Auktionen, Grafik- und Bücherverkauf, Puppenspiel und Kabarett geboten.
Die Informationsstände nahmen hauptsächlich Bezug auf Probleme des Umweltschutzes und propagierten pazifistische und neutralistische Positionen zur Verteidigungspolitik der DDR. Ein Plakat des »Friedenskreises« Riesa beinhaltete die Aufschrift: »Wir verzichten auf jeglichen militärischen Schutz«. Außerdem wurden mit Bindfäden an den Bäumen befestigte Abschriften von »Briefen« bzw. kirchlichen Rundschreiben festgestellt, deren Inhalt sich gegen die »Ausreise« des der Jenaer Gruppe angehörenden Jahn richtete.
Ein weiterer »Brief« befasste sich mit der Inhaftierung des ehemaligen Diakon Rochau.
Eine »Malwand« beinhaltete pazifistische Sprüche. Außerdem wurde eine größere Anzahl »Mail-Art«-Karten33 mit überwiegend pazifistischem Charakter ausgestellt und zum Verkauf angeboten.
- In der Gesprächsgruppe »Bibelarbeit« wurde einer Erklärung über dem Verzicht auf Atomwaffen und anderer Massenvernichtungswaffen zugestimmt, wobei der Zusatz betont wurde:
»Alle Waffen sollen abgeschafft werden – nicht nur die Massenvernichtungswaffen«. In diesem Zusammenhang empfahlen einige Gesprächsteilnehmer, in diesem Sinne in den Betrieben aufzutreten.
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In anderen Gesprächsrunden traten kirchliche Amtsträger, u. a. Pfarrer Bringt, Ulrich,34 Taubenheim, Kreis Bautzen, gegen den Wehrunterricht35 an den Schulen auf. Oberlandeskirchenrat Fritz36 äußerte in einer Gesprächsrunde zur Bibelarbeit, Bischof Dr. Hempel habe sich für den aus der DDR ausgewiesenen Jahn aus Jena eingesetzt. Diese Mitteilung wurde von den Teilnehmern mit Beifall aufgenommen.
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Anlässlich der Abschlussveranstaltung des Kirchenkongresses am Hygienemuseum kam es zur Verbreitung pazifistischen Gedankengutes. Seitlich des Veranstaltungsplatzes war eine Plakatkette angebracht. Es handelte sich um 19 Plakate in der Größe von ca. 50 × 40 cm; 18 Plakate trugen die Losung: »Mit offenem Visier«. Ein Plakat war wie folgt beschriftet: »Ich werde keine Waffe in die Hand nehmen; ich werde offen mit dem Betrieb sprechen«.
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Während des Jugendprogramms im »Großen Garten« (8 000 Teilnehmer) wurde durch eine Kabarettgruppe ein kurzer Sketch37 aufgeführt, in dem auf den Widerspruch zwischen christlicher Weltanschauung und Waffendienst hingewiesen wurde.
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Während der am 10. Juli 1983 durchgeführten 34 Gottesdienste kam es zu keinen Angriffen gegen den Staat. Inhaltlich beschäftigten sie sich mit theologischen Problemen. Eine Ausnahme bildete der Jugendgottesdienst vor dem Hygienemuseum (ca. 2 000 Teilnehmer).
In einem u. a. dort vorgetragenen Sketch (Vortragende namentlich bekannt) wurde aufgefordert, alle »Bedrängnisse«, Sorgen und »das Feindbild« abzulegen.
In seiner Predigt führte Landesjugendpfarrer Bretschneider38 u. a. aus: »Bei uns ist zwar kein Gefängnis, aber es besteht nur eine relative Freiheit. Man kann die Meinung frei äußern, die erlaubt ist. Der Wehrdienst führt zur weiteren Vervollkommnung der Massenvernichtung. Christen sollten Schwierigkeiten und auch das Leid auf sich nehmen«. Die Äußerungen Bretschneiders wurden von den Teilnehmern mit Beifall aufgenommen.
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Im Themenkreis »Ich bin mehr wert als ich leiste« (Gemeindezentrum Diakonissenhaus) versuchten zwei dem MfS namentlich bekannte Personen den Diskussionen zur Friedensthematik eine politisch-negative Richtung aufzudrängen. Beispielhaft wurde von ihnen erklärt, dass sie den Wehrdienst mit der Waffe und die ZV-Ausbildung verweigern werden.
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In der Kongress- und Themengruppe kam es zu einigen politisch-negativen Aktivitäten bzw. Einzelaktionen, die sich gegen die Friedens-, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik sowie Fragen des Umweltschutzes der DDR richteten.
In der Gruppe »Frieden ist teuer, aber bezahlbar« (Gemeindezentrum Dresden-Prohlis) wurde durch zwei dem MfS namentlich bekannte Personen eine »Dresdener Resolution«39 verfasst und dem Superintendenten von Leipzig-Ost, Magirius,40 übergeben. Darin werden die Regierungsoberhäupter der beiden deutschen Staaten zum gegenseitigen Gewaltverzicht aufgefordert und zur Aufnahme einer »Sicherheitspartnerschaft« aufgerufen.
Durch Magirius soll die Resolution Landesbischof Hempel übergeben werden.
Auf dem »Markt der Möglichkeiten« am Fučikplatz, an dem ca. 50 Informationsstände zu den Themengruppen Ausbildung/Weiterbildung, Mission und Diakonie, Ökumene, Kirche und kirchliche Werke, Gruppen in der Kirche aufgebaut waren, wurden Prospekte, Bücher und Druckgrafiken verteilt, die sich inhaltlich mit Friedensfragen befassten. Vordergründig wurden dabei folgende Gesetzblätter verteilt:
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Anordnung des Nationalen Verteidigungsrates der DDR über die Aufstellung von Baueinheiten41
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Verordnung über die Freistellung an kirchlichen Feiertagen42
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Landeskulturgesetz43
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Bekanntmachung über die Hinterlegung der Annahmeurkunde der DDR zur Konvention gegen die Diskriminierung im Bildungswesen vom 14. Dezember 196044
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Eingabengesetz45 und
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Wehrdienstgesetz46
Außerdem wurde an einer Schautafel mehrmals wiederkehrend das von der UNO preisgekrönte Plakat von Prof. Voigt47 (Mann auf der Weltkugel zerbricht ein Gewehr) dargestellt; dazu wurden mit Schreibmaschinentext ND-Meldungen über die Preisverleihung für dieses Plakat zitiert.
Für den Kirchenkongress und Kirchentag in Dresden wurden 20 Reisekorrespondenten/Korrespondenten, davon fünf mit Fernsehteams (drei aus der BRD, eins aus Großbritannien, ein aus [der] Schweiz) akkreditiert.
Ihre Tätigkeit richtete sich schwerpunktmäßig auf die
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Arbeitsgruppen mit Themen Wehrerziehung, Umweltschutz und das Verhältnis Staat – Kirche,
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Kulturveranstaltungen und
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Ausstellungen.
Die bestätigten journalistischen Vorhaben wurden eingehalten. Die Journalisten, insbesondere Röder48/Evangelischer Pressedienst und Odin49/»Frankfurter Allgemeine Zeitung«, nahmen in ihrer Berichterstattung eine Aufwertung des Kirchentages vor, indem von ihnen u. a. unreale Teilnehmerzahlen an den Veranstaltungen (teilweise doppelte Teilnehmerzahl) angegeben wurden.
Durch ARD und ZDF wurden die Fähigkeiten der Kirche zur Vorbereitung und Durchführung des Kirchentages als »echte Konkurrenz« für den Staat und die FDJ aufgewertet. In der Berichterstattung der Journalisten für ARD und ZDF wurde besonders der Präsident der Synode Cieslak herausgestellt und als der »große Werber« für die evangelische Kirche popularisiert. Seine »Anstrengungen zur Überwindung der Resignation und der Hinwendung zum aktiven Handeln« der Christen wurde besonders herausgestellt.
Die Tätigkeit des Journalisten Bussiek50 vom Süddeutschen Rundfunk orientierte sich an den Fragen des Umweltschutzes. Er berichtete über den »Umweltskandal« in Freiberg,51 der in einer Arbeitsgruppe besprochen wurde. Dieser Sachverhalt wurde auch vom SFB aufgegriffen und genutzt, um Kritik an der Berichterstattung der Presse der DDR zu üben. Es wurde behauptet, dass in der DDR viel zu viel verschwiegen wird und in der Kirche hingegen Klartext gesprochen werden kann.
Durch die Journalisten wurde die Tendenz sichtbar gemacht, dass sich die Diskussionen der Teilnehmer des Kirchentages zum Thema »Frieden« zugunsten von Diskussionen zur Bewältigung der Alltagsprobleme der Christen in einem sozialistischen Staat« entwickelten.
Die durch die Journalisten auf den Pressekonferenzen des Kirchenkongresses und Kirchentages gestellten Fragen bezogen sich u. a. auf
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das Verhältnis Staat – Kirche in der DDR auch nach dem Luther-Jahr,52
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die Rolle der Kirche im sozialistischen Staat,
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die Beziehungen DDR – BRD auch nach der Stationierung von NATO-Raketen53 in der BRD.
Die Fragen wurden gezielt gestellt, um die Kirchenvertreter zu verunsichern.