Feindlich-negative Kräfte
[ohne Datum]
Hinweise auf geplante Aktivitäten feindlich-negativer Kräfte in der DDR im Zeitraum der Aktionswoche der Friedensbewegung der BRD und Westberlins (15. bis 22. Oktober 1983) [K 1/130]
Grundsätzlich davon ausgehen: Feindlich-negative Aktivitäten/Handlungen uns hinlänglich bekannter Personen anlässlich dieser Aktionswoche sind in Rechnung zu stellen.1
Wir müssen davon ausgehen, dass insbesondere Exponenten der »staatlich unabhängigen Friedensbewegung« bestrebt sind, bei derartigen Anlässen in der Öffentlichkeit ihre Existenz »nachzuweisen«, sich mit gegnerischen Kräften, die die Aktionswoche für Angriffe gegen DDR ausnutzen, zu solidarisieren.
Politisch-operative Maßnahmen sind darauf zu konzentrieren, Wirksamwerden feindlich-negativer Kräfte rechtzeitig zu verhindern.
Dabei beachten:
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Jegliche feindlich-negative Handlungen schaden progressiven Kräften in Friedensbewegung der BRD und Westberlins, geben Anlass für neue Hetzkampagne gegen Friedens-, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik der DDR, richten sich gegen unsere offensiven Maßnahmen gegenüber der BRD.
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RGW-Ratstagung2 in diesem Zeitraum in Berlin.
Bisher liegt nur geringe Anzahl von Hinweisen, teilweise noch nicht überprüft und bestätigt, vor über geplante feindlich-negative Handlungen (notwendig, unverzüglich zu präzisieren).
Dabei handelt es sich um Folgende:
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Am 17. Oktober 1983, zwischen 16.00 und 17.00 Uhr, sollen ca. 30 bis 50 schwarz gekleidete Frauen geschlossen im Hauptpostamt Alexanderplatz erscheinen und persönlich verfasste Einschreibebriefe an das Wehrbezirkskommando Berlin aufgeben, in denen sie ihre ablehnende Haltung zum Wehrdienstgesetz bekunden.3
Initiator der Aktion sei die sogenannte Fraueninitiative (Personenkreis um B. Bohley4 und A. Havemann5).
Gegen 20.00 Uhr beabsichtigte Zusammenkunft dieser Frauen bei Bärbel Bohley, um Abschriften dieser Briefe zu übergeben zwecks Weiterleitung an die Kirchenleitung.
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Geplante provokatorisch-demonstrative Aktion am 22. Oktober 1983 an der Weltzeituhr auf dem Berliner Alexanderplatz. (Über Teilnehmer noch nichts bekannt.)
Teilnehmer sollen mit Trauerflor erscheinen. Es wurde erwogen, keine pazifistischen Losungen mitzuführen, um Einschreiten der Sicherheitsorgane auszuschließen. Einzelne Mitglieder der »Jenaer Friedensgemeinschaft«6 sollen Teilnahme zugesagt haben.
Aktion sei bereits längerfristig vorbereitet, u. a. auch auf Tagung von Vertretern der sogenannten kirchlichen Jugendarbeit in Weimar. Zahlreiche Kräfte sollen sich gegen Aktion ausgesprochen haben (Hinweise sind nicht überprüft).
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Geplante Provokation am 22. Oktober 1983 im Bereich der Botschaft der UdSSR bzw. der USA in der Hauptstadt der DDR. Teilnehmer würden auch Forderung nach Freilassung Rochaus7 erheben wollen. (Hinweise von der Bezirksverwaltung Erfurt. Sind noch nicht überprüft. Über Teilnehmer noch nichts bekannt.)
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Im Zusammenhang mit der Aktionswoche beabsichtige Pfarrer Eppelmann,8 Briefe an die Botschaften der UdSSR und der USA in der DDR zu übergeben.9
(Nichtüberprüfter Hinweis der Bezirksverwaltung Berlin. Inhalt der Briefe und Abgabetermin sind nicht bekannt.)
Weiter erscheint – auch wenn kein direkter Zusammenhang zur Aktionswoche erkennbar ist – Folgendes beachtenswert:
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»Friedensseminar«10 zum Thema »Zivilverteidigung« in der Jacobi-Kirche Königswalde (Bezirk Karl-Marx-Stadt) am 22./23. Oktober 1983 mit ca. 500 Teilnehmern einschließlich Personen aus der BRD, Schweiz und Holland.
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Geplantes Punkertreffen am 22. Oktober 198311 in Halle. Organisator: Junge Gemeinde Halle. Es soll bisher größtes DDR-Punkertreffen werden.
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Evangelischer Stadtjugendsonntag in der Sophienkirche Berlin-Mitte am 23. Oktober 1983. Leitung: Stadtjugendpfarrer Passauer.12