Kirchliche Veranstaltungen 13. Februar
14. Februar 1983
Information Nr. 69/83 über den Verlauf der staatlichen und kirchlichen Veranstaltungen am 13. Februar 1983 aus Anlass des 38. Jahrestages der Zerstörung der Stadt Dresden durch anglo-amerikanische Terrorbomber
Im Ergebnis eingeleiteter Maßnahmen zur vorbeugenden Verhinderung feindlich-negativer Aktivitäten reaktionärer Kirchenkreise und anderer feindlich-negativer Kräfte verliefen die o. g. Veranstaltungen ohne besondere Vorkommnisse.
An der Kranzniederlegung am Ehrenmal für die Opfer des anglo-amerikanischen Terrorangriffes auf dem Heidefriedhof in Dresden nahmen 503 Delegationen teil. Die Kranzniederlegung sowie die Kundgebung vor der Ruine der Frauenkirche wurden durch das BRD-Fernsehen gefilmt.
Bezogen auf die kirchlichen Veranstaltungen wurden folgende Feststellungen getroffen:
9.30 Uhr Gottesdienst in der Kreuzkirche
(Teilnehmer waren ca. 600 bis 700 Personen). Die Predigt wurde durch Superintendent Ziemer1 gehalten. Er ging darauf ein, dass vor einem Jahr das Friedensforum in der gleichen Kirche stattfand und dass damals in dieser Kirche mit den Jugendlichen »offen« geredet wurde.2 Des Weiteren sprach er davon, dass die Verhandlungen der größten Mächte viel zu lange dauern würden und man ungeduldig werde. In der Predigt des Ziemer waren keine politisch-negativen Äußerungen enthalten.
16.00 Uhr Lutherkirche
(Vortrag von Altbischof Schönherr;3 Teilnehmer ca. 1 300 bis 1 500 Personen). Schönherr sprach ausschließlich zu theologischen Problemen und unter diesem Gesichtspunkt zu Friedenssicherungsfragen. Die Veranstaltung wurde vom Westfernsehen in Ton und Bild aufgenommen.
18.00 Uhr Martin-Luther-Gemeindesaal
(Forum mit den »Friedensseminaren« Königswalde, Königswartha und Meißen; Teilnehmer ca. 100 Personen, überwiegend jüngere Jahrgänge).4 Gesprächsleiter war Pfarrer Wachsmuth5 von der Martin-Luther-Kirche. Von den drei »Friedensseminaren« waren jeweils zwei Vertreter anwesend, die ihre »Friedensarbeit« vorstellten. Dabei äußerten sie, dass sich die Seminare Meißen und Königswalde zur »Betreuung« von Bausoldaten6 gebildet hätten und dadurch zur »aktiven Friedensarbeit« kamen.
18.00 Uhr Petrikirche
(Veranstaltung zum Thema »Stellung der Frau – Frieden«). Die in der Petrikirche von Pfarrer Wonneberger7 vorbereitete Ausstellung von Grafiken und Bildern war am 13. Februar 1983 ganztägig geöffnet. Die Ausstellungsstücke hatten Motive des Krieges und der Leiden der Zivilbevölkerung zum Inhalt. Dokumente feindlich-negativen Inhalts wurden nicht ausgestellt.
An der um 18.00 Uhr beginnenden Veranstaltung nahmen ca. 500 Personen teil, die sich aus verschiedenen Altersgruppen zusammensetzten, wobei Personen der Altersgruppen bis 35 Jahre überwogen. Die Veranstaltung wurde geleitet von der Leiterin des Frauendienstes der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Taut, Eva-Maria8. Weiterhin waren anwesend Pfarrer Wonneberger, Frau Linke9 von der sogenannten Fraueninitiative Berlin und eine Frau [Name] (Kindererzieherin aus Radebeul).10
In der Diskussion zum Problem »Wer ist stark – wer ist schwach?« wurden Fragen von den Anwesenden gestellt und von den o. g. Personen beantwortet. Eine wesentliche Rolle spielte die Frage, ob die Frau zum Wehrdienst eingezogen werden müsse.11 Offene negative Aussagen dazu waren nicht zu verzeichnen. Pfarrer Wonneberger verhielt sich zurückhaltend. Von den Anwesenden wird die Veranstaltung als nicht gelungen eingeschätzt. Sie wurde vorzeitig abgebrochen.
Bei der Veranstaltung waren Journalisten von ARD sowie »Ost- und Europa-Foto« anwesend. Weiterhin suchte der Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der BRD in der DDR, Hennenhöfer,12 die Petrikirche auf.
18.00 Uhr Annenkirche
(Podiumsgespräch zum Thema »Ziele kirchlicher Friedensarbeit«). An diesem Gespräch nahmen Konsistorialpräsident Stolpe13/Berlin und Landesjugendpfarrer Bretschneider14/Dresden teil. Insgesamt besuchten etwa 600 Personen, die sich vorwiegend aus Jugendlichen zusammensetzten, die Veranstaltung. Pfarrer Bretschneider sprach u. a. zu Fragen der Wehrerziehung und zum Verhalten von Christen bei der Einberufung. Er gab zu verstehen, dass ein Jugendlicher vor seiner Einberufung ein Gespräch mit seinem Seelsorger suchen soll.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurden von den Teilnehmern zu diesen Themen Fragen gestellt und von den genannten kirchlichen Amtsträgern beantwortet. Sowohl Fragen als auch Antworten hatten keinen offen feindlich-negativen Inhalt. Von den Westjournalisten waren anwesend Röder15 (epd) und Röntgen16 (ARD).
21.45 Uhr-Katholische Kathedrale – Hofkirche
(Ökumenisches Friedensgebet). An dieser ökumenischen Veranstaltung nahmen ca. 1 500 Personen teil, überwiegend Jugendliche. Seitens der evangelischen Kirche waren anwesend die Superintendenten Ziemer und Scheibner.17 Von der katholischen Kirche nahmen der Dompfarrer Hanisch18 sowie je ein Amtsträger der Russisch-Orthodoxen Kirche und der Methodistenkirche teil. Die Predigt wurde von Superintendent Scheibner gehalten. Sie beinhaltete Probleme der Zerstörung Dresdens und die Verantwortung der Kirche für die Erhaltung des Friedens und enthielt keine politisch-negativen Aussagen. Anwesend waren ein Team von ARD sowie die Person Jürgens19 von »Ost- und Europa-Foto«.
Im Zeitraum der Veranstaltungen des 13. Februar 1983 wurden insgesamt 24 ständige und Reisekorrespondenten aus der BRD sowie von »BBC« und »Reuter« (Großbritannien) sowie »UPI« (USA) tätig.
Durch das Landeskirchenamt Sachsen und das Presseamt beim Bund der Evangelischen Kirchen Berlin war westlichen Korrespondenten nur die Bild- und Tonaufnahme der Predigt des Altbischofs Schönherr in der Lutherkirche genehmigt worden.
Der Personenkreis der Westkorrespondenten stand während des Aufenthaltes in Dresden unter ständiger Kontrolle. Provokatorische Handlungen durch diesen wurden nicht festgestellt.
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.