Reaktion der Bevölkerung auf wissenschaftliche Konferenz, (4. Bericht)
15. April 1983
Hinweise über die Reaktion der Bevölkerung der DDR auf Die Internationale Wissenschaftliche Konferenz des Zentralkomitees der SED »Karl Marx und unsere Zeit – der Kampf um Frieden und sozialen Fortschritt« (4. Bericht) [O/115a]
Nach wie vor halten die umfangreichen und vielfältigen Diskussionen und Meinungsäußerungen über die Internationale Wissenschaftliche Konferenz des ZK der SED an,1 wobei der Inhalt der geführten Diskussionen und Gespräche auch weiterhin in starkem Maße darauf hindeutet, dass sich in erster Linie politisch interessierte Bürger aus allen Bevölkerungsschichten tiefgründiger mit Problemen der Diskussionsreden befassen, während politisch desinteressierte Personenkreise vom Verlauf der Konferenz wenig Notiz nehmen.
In den Diskussionen progressiver Bürger kommt dabei zum Ausdruck, dass die hohe Bedeutung und Zielstellung der Konferenz immer besser verstanden werde.
Die in diesem Zusammenhang erfolgenden positiven Meinungsäußerungen beinhalten hauptsächlich, dass die Konferenz in hohem Maße dazu beitrage, die Kräfte des Sozialismus, des Friedens und des Fortschritts der unterschiedlichsten Strömungen im Interesse der Erhaltung und Sicherung des Friedens enger zusammenführen.
Sie diene damit den Lebensinteressen aller Menschen. Darin bestehe auch der hohe Verdienst der SED, die dadurch weiter an Ansehen gewonnen habe.
Neben überwiegend positiven und zustimmenden Äußerungen wurden wiederum negative Meinungsäußerungen bekannt, in denen grundsätzlich die Notwendigkeit und Wirksamkeit der Konferenz angezweifelt wird. Zudem würden die einzelnen Diskussionsbeiträge »beweisen«, dass »jede Partei eine andere Auffassung vom Sozialismus habe«, dieser »praktisch überlebt sei« und »keiner mehr so richtig an ihn glaube«.
Breites Interesse finden vor allem solche Diskussionsbeiträge, in denen verworrene bzw. von den Auffassungen konsequenter Verfechter des Marxismus abweichende Darlegungen erfolgen (z. B. ISP,2 KPF,3 IKP,4 SPD,5 KP Japans6).
Während insbesondere politisch-schwankende bzw. als politisch-negativ bekannte Personen in ihrer Meinung eine gewisse Genugtuung darüber erkennen lassen, werden derartige Auffassungen von der übergroßen Mehrheit politisch interessierter Bürger z. T. in sehr kritischer Form abgelehnt. Diese Parteien hätten die »Tribüne« der Konferenz mehr oder weniger nur benutzt, um bestimmte politische, vom Marxismus abweichende Positionen sichtbar zu machen bzw. hätten offen gelassen, wie sie überhaupt zum Marxismus stünden.
In diesem Zusammenhang wird die Auffassung geäußert, der Verlauf der Konferenz werde einige der vorgenannten Parteien dazu anregen, ihre Stellung zu Marx7 neu und kritisch zu durchdenken.
Während sich der überwiegende Teil der in OV8 bearbeiteten bzw. unter OPK9 stehenden Personen auch weiterhin mit Äußerungen zur Konferenz sehr zurückhält und ein starkes Desinteresse zeigt, äußerten Vereinzelte dieser Personen, dass die Konferenz den »Frieden keineswegs sicherer macht«, die »USA und die UdSSR sich letztlich einig sind«, die DDR zu dieser Konferenz eingeladen habe, »ohne zu wissen, was diese bringen soll«.
Die in die Vorbereitung und Durchführung der Konferenz einbezogenen Einsatzkräfte und Mitarbeiter sicherstellender Bereiche zeigten im bisherigen Verlauf große Einsatzbereitschaft und hohes Verantwortungsbewusstsein.
Die umfangreichen Aufgaben werden als »gerechtfertigt, notwendig und durchaus vertretbar« bezeichnet (neben Angehörigen der DVP insbesondere Mitarbeiter des Tagungsobjektes, von Hotels, Dolmetscherbüros, des Handels u. a.).