Auflauf von Jugendlichen vor dem Brandenburger Tor (2)
19. Juni 1988
Information Nr. 313/88 über bedeutsame Fakten im Zusammenhang mit der sogenannten Rock-Marathon-Veranstaltung vor dem ehemaligen Reichstagsgebäude in Westberlin am 18. Juni 1988
Auf der Grundlage des bestätigten »Planes der Maßnahmen« und in Auswertung des Sicherungseinsatzes zu der gleichartigen Veranstaltung am 16. Juni 1988 (vergleiche Information des MfS Nr. 310/88 vom 17. Juni 1988) gewonnenen Erkenntnissen wurden am 18. Juni 1988 im abgestimmten Zusammenwirken der zuständigen Organe unter Einbeziehung gesellschaftlicher Kräfte erneut umfangreiche Sicherungsmaßnahmen mit dem Ziel der Gewährleistung der staatlichen Sicherheit sowie der öffentlichen Ordnung und Sicherheit durchgeführt. Sie erwiesen sich in ihrer Gesamtheit als effektiv und zweckmäßig.
Entsprechend sich aus der Lage ergebenden Sicherheitserfordernissen wurden differenziert ca. 3 000 Sicherungskräfte des MfS, der DVP sowie gesellschaftliche Kräfte zum Einsatz gebracht. Deren aktives und flexibles offensives Auftreten trug wesentlich dazu bei, dass die mit dem Ziel der Verfolgung des »Rock-Marathon« auf Westberliner Seite sich in unmittelbarer Nähe der Staatsgrenze der DDR konzentrierten Personen – ca. 350 bis 400 Personen – verunsichert und dadurch nicht mit feindlich-negativen Aktivitäten in Erscheinung traten. Bei diesen Personen handelte es sich hauptsächlich um Jugendliche im Alter von 17 bis unter 25 Jahren.
Zwei Personen wurden wegen provokatorischen und die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung herabwürdigenden Verhaltensweisen, die keine Öffentlichkeitswirksamkeit erlangten, zugeführt. Die Prüfungshandlungen dauern an; über die Ergebnisse wird nachberichtet.
Festgestellt wurden erneut in der DDR akkreditierte Korrespondenten westlicher Staaten in der DDR. So hielten sich zeitweilig im Sicherungsbereich auf die Korrespondenten Heber/ARD, Brüssau/ZDF, Hinze/Süddeutsche Zeitung, Nesirky/Reuters, Baab/AFP, Schwarz/Der Spiegel. Sie waren erneut bestrebt, die allgemeine Situation und die eingeleiteten Sicherungsmaßnahmen aufzuklären. Das Führen von Interviews und das Fertigen von Bild- und Tondokumentationen wurden nicht festgestellt.
Die von dem »Rock-Marathon« ausgehenden musikalischen Darbietungen waren im angrenzenden DDR-Gebiet in Abhängigkeit von wechselnden Windrichtungen unterschiedlich schwach hörbar.