Berichte des ZDF-Korrespondenten Schmitz über Umweltprobleme
28. November 1988
Information Nr. 521/88 über Aktivitäten des akkreditierten ständigen Korrespondenten des ZDF in der DDR, Schmitz, Michael im Rahmen der gegnerischen Verleumdungskampagne gegen die Umweltschutzpolitik unseres Staates
Im Zeitraum vom 3. November bis 6. November 1988 realisierte der akkreditierte ständige Korrespondent des ZDF in der DDR, Schmitz, Michael, mit Team ein aufgrund zentraler Entscheidung vom 28. Oktober 1988 genehmigtes journalistisches Vorhaben zum Thema »Porträt einer evangelischen Gemeinde« in Pirna/Dresden.
Nach dem MfS vorliegenden zuverlässigen Hinweisen missbrauchte Schmitz die ihm gebotenen Arbeitsmöglichkeiten zur Realisierung weiterer journalistischer Aktivitäten, die inhaltlich mit dem genehmigten journalistischen Vorhaben in keinem Zusammenhang stehen und Geist und Buchstaben der zwischenstaatlichen Vereinbarungen über die Arbeitsmöglichkeiten der Journalisten widersprechen. So tätigte Schmitz mit seinem Team nach vorliegenden Feststellungen u. a. Filmaufnahmen im Kreis Pirna/Dresden
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am 3. November 1988, 11.05 Uhr, vom Standort Heidenau-Großsedlitz, Kreuzungsbereich Pechhüttenstraße/Großsedlitzer Straße, in Richtung der Schornsteine des Heizkraftwerkes Pirna (Überblicksaufnahmen),
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kurzzeitig danach von Pechhüttenstraße in gleicher Richtung (Nahaufnahmen),
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um 11.25 Uhr von einem Betriebsparkplatz, Nähe Ortseingangsschild Pirna, in Richtung Industrieanlagen und Schornsteine des VEB Kunstseidenwerkes »Siegfried Rädel« Pirna und Heizkraftwerk Pirna,
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kurzzeitig danach von Dippoldiswalder Straße, Nähe Ortsausgangsschild Pirna, aus in Richtung eines nahe gelegenen Kohlelagerplatzes und der vorgenannten Betriebsanlagen im weiteren Umfeld sowie
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am 4. November 1988, um 12.45 Uhr von einem Standort im Halteverbot aus, ca. 100 m hinter dem Haupteingang des Jugendbergbaubetriebes Königstein/Leupoldishain der SDAG Wismut – vom Betriebsschutz nicht einsehbar – in Richtung der Betriebsanlagen. Dabei wurden vom ZDF-Team durch Verhängen der Autoscheiben von innen offensichtlich Maßnahmen zur Verschleierung des Einsatzes der Filmtechnik getroffen.
Am 16. November 1988, um 19.30 Uhr sind im ZDF-Magazin »Kennzeichen D« im Beitrag »Gemeindeporträt Pirna« Filmaufnahmen im Detail und mit Übersichtscharakter von den Schornsteinanlagen und Industrieabgasen des VEB Kunstseidenwerkes »Siegfried Rädel« Pirna, des Heizkraftwerkes Pirna und des Jugendbergbaubetriebes Königstein/Leupoldishain der SDAG Wismut gesendet worden, wie sie aufgrund der territorialen Gegebenheiten von den vorgenannten Standorten aus filmtechnisch zu realisieren sind.
Im Zusammenhang damit wurden massive verleumderische, insbesondere das Verhältnis Staat – Kirche sowie Probleme der Umweltpolitik der DDR am Beispiel des Kreises Pirna verzerrend darstellende Aussagen getätigt.
In Reaktionen auf den genannten, die DDR diffamierenden Sendebeitrag sowie auf die elementaren Prinzipien eines seriösen Journalismus hohnsprechenden Praktiken des ZDF-Teams war aufgrund zentraler Entscheidung dem Schmitz offiziell erklärt worden, dass zurzeit keine Voraussetzungen bestehen, das beantragte und für die Zeit vom 17. bis 19. November 1988 bereits genehmigte journalistische Vorhaben im Bezirk Cottbus zum Thema »Braunkohle« zu realisieren. Die vorgesehenen staatlichen Gesprächspartner für Schmitz lehnten geschlossen eine Zusammenarbeit mit ihm ab, da nach vorgenanntem Sendebeitrag keine objektive Berichterstattung des ZDF zu erwarten und einer erneuten Verleumdung der DDR vorzubeugen war.
Ein offizielles Protestschreiben des Chefredakteurs des ZDF an das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR, Abt. für Journalistische Beziehungen, gegen diese Entscheidung blieb unbeantwortet.
Weiteren dem MfS vorliegenden Hinweisen zufolge behinderten Schmitz und Team am 10. Oktober 1988 Maßnahmen der Schutz- und Sicherungsorgane der DDR zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung im Zusammenhang mit der Auflösung einer illegalen Zusammenrottung von Personen vor dem Gebäude des Konsistoriums der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Stadtbezirk Mitte, indem er und seine Mitarbeiter sich in provokatorischer Art und Weise zwischen die sich zusammenrottenden Personen drängten. (Zur genannten Zusammenrottung wurde in der Information des MfS Nr. 444/88 vom 11. Oktober 1988 berichtet.)
Es wird vorgeschlagen, Schmitz durch das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten zu belehren, jegliche Versuche der Einmischung in innerstaatliche Angelegenheiten der DDR sowie des Missbrauchs gewährter Arbeitsmöglichkeiten zu unterlassen. Es sollte die Erwartung bekräftigt werden, dass Schmitz in Zukunft journalistische Aktivitäten unterlässt, die geeignet sind, die weitere positive Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten zu belasten.