Nichtrückkehr einer Berliner Familie von einer Westreise
10. Juni 1988
Information Nr. 297/88 über das ungesetzliche Verlassen der DDR durch das sich dienstlich in der BRD aufhaltende Ehepaar [Name] und dessen Sohn
Am 29. Mai 1988, 22.05 Uhr, teilte der [Name, Vorname] (42), wohnhaft gewesen: [Adresse im Großraum Berlin], Ökonom für EDV, Außenhandelsbetrieb [Sparte], Mitglied der SED seit 1967, seit 1983 im Einsatz in der BRD in Düsseldorf und ab 1984 in Hamburg, dem Büro der Deutschen Seereederei in Hamburg telefonisch mit, dass er, seine Ehefrau [Name, Vorname] (41), wohnhaft gewesen: wie Ehemann, Sekretärin, VE Kombinat [Sparte], seit 1983 tätig in der [Abteilung] der Ständigen Vertretung der DDR in Düsseldorf, ab 1984 Sekretärin im Repräsentanzbüro des VE Kombinat [Sparte] in Hamburg, sowie sein Sohn, [Name, Vorname] (22), wohnhaft gewesen: wie Eltern, [Künstler und Theater] (er hielt sich zu einem Gastspiel [des Theaters] in Recklinghausen auf), nicht wieder in die DDR zurückkehren und in der BRD verbleiben. Der Einsatz des Ehepaares sollte Mitte 1988 planmäßig beendet werden. Einen Kontakt mit der Ständigen Vertretung der DDR in der BRD lehnte er ab.
[Name] war im Auftrag des Außenhandelsbetriebes [Sparte] bei der Firma [Name] in Hamburg für die Export-Import-Koordinierung auf dem Gebiet der traditionellen [Technik-Sparte] zuständig. Aufgrund seiner Tätigkeit unterhielt er Verbindung zum Ministerium für Außenhandel, Abteilung BRD, und er verfügt über Kenntnisse zur Außenhandelsstrategie der DDR gegenüber der BRD. In spezielle Geschäftstätigkeit (Embargo) war er nicht einbezogen.
Von 1971 bis 1974 befand sich [die Familie] zu einem Auslandseinsatz in der SFR Jugoslawien und von 1974 bis 1977 in der SR Rumänien, zuletzt als [höherer Funktionär].
[Die Ehefrau] hielt sich von 1974 bis 1977 mit ihrem Ehemann in der SR Rumänien auf, qualifizierte sich danach durch mehrere Lehrgänge auf den perspektivischen Auslandseinsatz in der BRD, der 1983 begann. Sie war zunächst Sachbearbeiterin in der [Abteilung] der Ständigen Vertretung der DDR in Düsseldorf. Nach Aufnahme der neuen Tätigkeit des Ehemannes wurde sie auf Empfehlung der Ständigen Vertretung der DDR in der BRD als Sekretärin im Repräsentanzbüro des VE Kombinat [Sparte] eingestellt. Ihr wird eine gute Aufgabenerfüllung und aktive gesellschaftliche Arbeit bescheinigt.
Hinweise zu Zweifeln an der politischen Zuverlässigkeit des Ehepaares [Name] lagen nicht vor.
Der Sohn [Vorname] hatte in der Nacht vom 28. zum 29. Mai 1988 während des Gastspieles [des Theaters] in Recklinghausen das Ensemble unbemerkt verlassen.
Zu den Motiven für das ungesetzliche Verlassen der DDR durch die Familie [Name] liegen gegenwärtig noch keine Erkenntnisse vor. An der weiteren Aufklärung der Motive, der näheren Umstände und Bedingungen wird gearbeitet.
BRD-Medien berichteten über das ungesetzliche Verlassen der DDR durch vorgenannte Familie.