Ökumenische Versammlung in Dresden (Vorbereitung)
10. Februar 1988
Information Nr. 74/88 über die bevorstehende 1. Vollversammlung der »Ökumenischen Versammlung der Christen und Kirchen in der DDR für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung« vom 12. bis 15. Februar 1988 in Dresden
Die vom 12.bis 15. Februar 1988 in der Christuskirchgemeinde Dresden-Strehlen stattfindende Vollversammlung der »Ökumenischen Versammlung der Christen und Kirchen in der DDR für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung« ist die erste von insgesamt drei in der DDR geplanten Vollversammlungen.
(Die 2. Vollversammlung ist für Oktober 1988 und die 3. Vollversammlung für das 1. Halbjahr 1989 vorgesehen.) Der Ablaufplan der 1. Vollversammlung wird als Anlage beigefügt.
Diese Versammlungen, die im nichtöffentlichen Rahmen durchgeführt werden, sind Bestandteil des konziliaren Prozesses in Vorbereitung auf die vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) für 1990 geplante »Weltversammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung«. Die Vorbereitung und Durchführung der Ökumenischen Versammlung in der DDR erfolgt in Verantwortung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (AGCK) in der DDR.
Teilnehmer an der 1. Vollversammlung sind 150 Delegierte, darunter Vertreter von Kirchen beider Konfessionen sowie von Religionsgemeinschaften. Als ausländische ökumenische Gäste wurden Vertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen, der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), des Rates der katholischen Europäischen Bischofskonferenzen sowie der Kirchen der BRD, der USA, der Niederlande, der ČSSR, der VR Polen und der Ungarischen Volksrepublik eingeladen.
Zur inhaltlichen Vorbereitung der Versammlung wurden durch die Vorbereitungsgruppe vier Arbeitsgruppen gebildet. Die Arbeitsgruppen 1. »Gerechtigkeit« (Sekretär der AG – Pastor Meckel/Vipperow), 2. »Frieden« (Sekretär der AG – Pastor Barth/Zwickau) [und] 3. »Bewahrung der Schöpfung« (Sekretär der AG – Dipl.-Chemiker Krause/Schönberg – Laie) sollen Anträge und Vorschläge aus den Gemeinden an die Ökumenische Versammlung prüfen und aufbereiten. Durch die Arbeitsgruppe 4. – »Reflektoren« (Sekretär der AG – Pfarrer Pahnke/Borgsdorf) soll die inhaltliche Bedeutung des Leitthemas durchdacht und ein mögliches »Manifest« oder eine »Botschaft« der Ökumenischen Versammlung vorbereitet werden.
Internen Hinweisen zufolge lagen der Vorbereitungsgruppe Anfang Januar 1988 ca. 2 700 Vorschläge, Hinweise und Eingaben aus Kirchengemeinden und von Einzelpersonen aus der DDR zum Thema der Vollversammlung vor.
In einer Reihe dieser Zuschriften werden bekannte kirchliche Positionen zu Fragen der Volksbildung, Informationspolitik, Wehrerziehung, des Reiseverkehrs, des Umweltschutzes und der »Demokratisierung der Gesellschaft« vertreten.
Der 1. Vollversammlung in Dresden soll ein kurzer Zwischenbericht über den Inhalt dieser Vorschläge und Standpunkte vorgelegt werden.
Für den Zeitraum des Stattfindens der 1. Vollversammlung wird durch Vertreter der kirchlichen Jugendarbeit unter verantwortlicher Mitgestaltung von Vertretern der Kirchenleitung und des Landeskirchenamtes der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ein sog. Kommunikationszentrum in der Versöhnungskirche Dresden als Anlaufpunkt für Nichtdelegierte der Vollversammlung eingerichtet.
Das »Kommunikationszentrum« soll neben der Bekanntgabe aktueller Informationen zum Verlauf der Vollversammlung für Veranstaltungen – Podiumsgespräche, Diskussionen – und Ausstellungen – Selbstdarstellungen kirchlicher Gruppen – genutzt werden.
Wie streng intern bekannt wurde, befürchten die Veranstalter, dass das »Kommunikationszentrum« von kirchlichen Basisgruppen als öffentliches Forum zur Darstellung ihrer unterschiedlichsten politischen Positionen, Standpunkte und Forderungen genutzt werden könnte.
Die Vorbereitungsgruppe legte deshalb fest, dass dieses Zentrum nicht in die Vollversammlung integriert, aber von ihr »seelsorgerisch betreut und begleitet« werden soll.
In einem planmäßigen Gespräch, das der Vorsitzende des Rates des Bezirkes Dresden mit Bischof Hempel/Dresden am 14. Januar 1988 führte, sicherte dieser zu, dass die Kirchenleitung und das Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens auf die Veranstaltungen in der Versöhnungskirche entsprechend der ausgesprochenen staatlichen Erwartungshaltung Einfluss nehmen werden.
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
Anlage zur Information Nr. 74/88
[MfS-Zusammenstellung]
Tagesordnung der 1. Vollversammlung
Freitag, 12. Februar[Uhrzeit] | [Tagesordnungspunkt] |
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17.00 Uhr | Öffentliche Veranstaltung: Eröffnung durch den Beauftragten der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der DDR Eröffnungsgebet mit Grußwort von Landesbischof Dr. Hempel |
17.30 Uhr | Einführung in die Ökumenische Versammlung durch den Vorsitzenden der Vorbereitungsgruppe |
19.00 Uhr | Plenum: Berichte über die eingegangenen Vorschläge zur Thematik der Ökumenischen Versammlung |
20.00 Uhr | Plenum: Konstituierung der Ökumenischen Versammlung Feststellung über Beschlussfähigkeit und Legitimation der Delegierten Wahl des Präsidiums Geschäftsordnung |
[Uhrzeit] | [Tagesordnungspunkt] |
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8.30 Uhr | Morgengebet |
9.00 Uhr | Öffentliche Veranstaltung Zeugnisse der Betroffenheit (ca. 9 Kurzberichte) |
11.15 Uhr | Analyse der Gesamtsituation Meditation |
14.00 Uhr | Konstituierung der Tagungsausschüsse (Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung) Aufteilung in Unterausschüsse Arbeit in Ausschüssen |
17.30 Uhr | Plenum: Reflektoren setzen zu den 3 Themenbereichen inhaltliche Schwerpunkte |
19.00 Uhr | Station in der Christuskirche, anschließend gemeinsamer Weg zur Kreuzkirche |
20.30 Uhr | Ökumenischer Friedensgottesdienst in der Kreuzkirche, anschließend ab ca. 22.00 Uhr Beten und Singen in der Kathedrale |
[Uhrzeit] | [Tagesordnungspunkt] |
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9.00 Uhr | Ökumenischer Gottesdienst am Tagungsort in der Christuskirche |
10.30 Uhr | Bibelgespräch in Gruppen |
11.30 Uhr | Plenum: Berichte über Konsensusstand der vorliegenden Erklärungen der Kirchen zu den 3 Themen |
14.00 Uhr | Weiterarbeit in Ausschüssen mit der Zielstellung, inhaltliche Schwerpunkte und Aufgabenstellung für die Weiterarbeit zu formulieren sowie zu bildende Arbeitsgruppen für die Weiterarbeit vorzuschlagen |
19.00 Uhr | Weiterarbeit in Ausschüssen |
[Uhrzeit] | [Tagesordnungspunkt] |
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8.30 Uhr | Morgengebet |
9.00 Uhr | Plenum Berichte und Beschlussvorlagen der Tagungsausschüsse Beschlussfassung zur Weiterarbeit Bildung von Arbeitsgruppen Beendigung der Tagung Schlussgebet |
14.00 Uhr | Konstituierende Sitzung der Arbeitsgruppen (Ende ca. 16.00 Uhr) |