Protestaktion des US-Schauspielers Stallone in Ostberlin
9. Juni 1988
Information Nr. 288/88 über eine von dem amerikanischen Schauspieler Silvester Stallone am 9. Juni 1988 beabsichtigte provokatorische Handlung in der Hauptstadt der DDR
Nach vorliegenden streng internen Hinweisen beabsichtigt der USA-Filmschauspieler, Drehbuchautor und Filmregisseur Silvester Stallone (41) am Vormittag des 9. Juni 1988 von Westberlin aus in die Hauptstadt der DDR einzureisen. Er wird vermutlich von Jürgen Wohlrabe, Schatzmeister der Westberliner CDU, Mitglied des Westberliner Abgeordnetenhauses und Geschäftsführer der »Jugendfilm GmbH«, begleitet.
Während seines Aufenthaltes in der Hauptstadt der DDR am Vormittag habe Stallone einen Besuch des Pergamon-Museums vorgesehen, wo er, auf dem Pergamon-Altar stehend, rufen will: »Es lebe die Freiheit«. Dies soll in Anwesenheit von Vertretern westlicher Medien – u. a. des ZDF und der »Bild-Zeitung« – geschehen.
Ein bereits gegen 9.30 Uhr vorgesehener Aufenthalt eines ZDF-Fernsehteams an der Grenzübergangsstelle Friedrich-/Zimmerstraße bzw. in deren Nähe steht im Zusammenhang mit der Einreise des Stallone und seinen beabsichtigten Handlungen.
Nach weiteren vorliegenden Hinweisen beabsichtigte Stallone,
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bei seiner Ausreise über die Grenzübergangsstelle Friedrich-/Zimmerstraße auf Westberliner Gebiet (»Checkpoint Charlie«) ein Interview für die aktuelle Tagesberichterstattung der Medien zu geben (gegen 12.00 Uhr),
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am Abend des 9. Juni 1988 in der Fernsehsendung »Der große Preis« (ZDF 19.30 Uhr) aufzutreten, den Moderator Wim Thoelke möglicherweise vorher aufzusuchen und
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am Vormittag des 10. Juni 1988 eine Pressekonferenz im Westberliner Hotel »Steigenberger« zu geben.
Stallone spielt seit Mitte der 70er Jahre überwiegend Hauptrollen in Filmen antikommunistischen bzw. antisowjetischen Inhalts, so z. B.
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den »Rambo«, einen brutalen Killer in Vietnam, in der Filmreihe »The First Blood«,
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als Boxer im Film »Rocky IV«, der die sowjetische »Kampfmaschine Drago« in Sibirien besiegt.
Auch unter Beachtung dessen, dass eine Unterbindung der beabsichtigten Vorhaben des Stallone von den Westmedien gegen die DDR ausgenutzt werden kann, wird vorgeschlagen, ihm die Einreise in die Hauptstadt der DDR nicht zu gestatten.1