Proteste Übersiedlungswilliger im Zentrum Dresdens (2)
11. April 1988
Information Nr. 178/88 über provokatorisch-demonstrative Aktivitäten Übersiedlungsersuchender auf dem Altmarkt und Theaterplatz in Dresden am 10. April 1988
Auf der Grundlage vorliegender Hinweise wurden zur vorbeugenden Verhinderung weiterer provokatorisch-demonstrativer Aktivitäten von Übersiedlungsersuchenden im Bezirk Dresden durch das Ministerium für Staatssicherheit im engen Zusammenwirken mit der Deutschen Volkspolizei und unter Einbeziehung weiterer Kräfte erneut umfangreiche Maßnahmen durchgeführt.
Im Zeitraum vom 4. bis 9. April 1988 sind insgesamt 150 Übersiedlungsersuchende nachdrücklich belehrt und verwarnt worden. Gegen je eine Person erfolgte die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens bzw. wurde eine Ordnungsstrafe ausgesprochen.
Trotz umfangreicher vorbeugender Maßnahmen kam es am 10. April 1988, gegen 17.45 Uhr zur Bildung von mehreren Gruppen von Übersiedlungsersuchenden auf dem Altmarkt in Dresden.
Gegen 18.10 Uhr war diese Ansammlung auf ca. 150 bis 200 Personen angewachsen.
In Abstimmung mit dem 1. Sekretär der Bezirksleitung Dresden und im Zusammenwirken mit der Deutschen Volkspolizei und der Abteilung Inneres wurden nach der Durchführung von Ausweiskontrollen und wiederholten Aufforderungen zum Verlassen des Altmarktes 29 Personen zugeführt.
Vorliegende Anzeichen zur Formierung eines Marsches durch die Übersiedlungsersuchenden wurden durch den Einsatz weiterer Kräfte der Deutschen Volkspolizei sowie gesellschaftlicher Kräfte durch eine Aufsplitterung dieser Ansammlung, die gegen 19.00 Uhr gänzlich aufgelöst war, unterbunden. (Durch die Teilnehmer waren weder Plakate gezeigt, noch Reden gehalten oder Sprechchöre gebildet worden.)
Am gleichen Tag wurden des Weiteren zehn Übersiedlungsersuchende, die sich auf dem Theaterplatz aufhielten, zugeführt. Vier Personen trugen in demonstrativer Weise Plaketten mit dem Buchstaben »A«. Die anderen sechs Personen leisteten den Anweisungen der Deutschen Volkspolizei, den Platz zu verlassen, nicht Folge.
Während der Vorkommnisse herrschte auf beiden Plätzen ein reger Personenverkehr, sodass die Handlungen von einer größeren Anzahl von Passanten, Touristen und Besuchern des Kulturpalastes wahrgenommen werden konnten. (Westliche Korrespondenten/Journalisten wurden während des Einsatzes nicht festgestellt.)
Gegen die insgesamt 39 zugeführten Personen werden zzt. noch Verdachtsprüfungshandlungen durchgeführt. Maßnahmen zur Identifizierung weiterer Teilnehmer an der Provokation wurden eingeleitet. Im Ergebnis der Überprüfungen werden differenzierte Festlegungen getroffen.