Proteste Übersiedlungswilliger im Zentrum Dresdens (4)
25. April 1988
Information Nr. 216/88 über erneute provokatorisch-demonstrative Aktivitäten Übersiedlungsersuchender auf dem Altmarkt und Theaterplatz in Dresden am 24. April 1988
Auf der Grundlage vorliegender Hinweise wurden zur vorbeugenden Verhinderung weiterer provokatorisch-demonstrativer Handlungen von Übersiedlungsersuchenden im Bezirk Dresden durch das Ministerium für Staatssicherheit im engen Zusammenwirken mit der Deutschen Volkspolizei und unter Einbeziehung weiterer gesellschaftlicher Kräfte erneut umfangreiche Maßnahmen durchgeführt.
Im Zeitraum vom 18. bis 23. April 1988 sind weitere 322 Übersiedlungsersuchende nachdrücklich belehrt und verwarnt worden.
Im Ergebnis der mit der Bezirksleitung der SED Dresden abgestimmten Maßnahmen kam es am 24. April 1988 auf dem Theaterplatz zu keinen wesentlichen Konzentrationen von Übersiedlungsersuchenden.
Einzelne identifizierte Übersiedlungsersuchende verhielten sich abwartend, offensichtlich um sich einer möglichen Zusammenkunft anzuschließen.
Acht Übersiedlungsersuchende, die nach den Kontrollmaßnahmen der Aufforderung zum Verlassen des Theaterplatzes nicht Folge leisteten, wurden zugeführt.
Gegen 18.00 Uhr kam es im Zusammenhang mit dem aus Anlass des 6. Verbandstages des VKSK organisierten Bauernmarktes am Altmarkt/Kreuzkirche zu einer Ansammlung von ca. 40 bis 60 Übersiedlungsersuchenden, die der Aufforderung zur Auflösung der Ansammlung nur zögernd nachkamen. Nachdem die Kontrollhandlungen der Kräfte der Deutschen Volkspolizei durch andere Marktbesucher bemerkt worden waren, kam es in der weiteren Folge gegen 18.20 Uhr zu einer losen Ansammlung von ca. 150 bis 200 Personen an diesem Ort. 10 bis 15 Übersiedlungsersuchende setzten sich demonstrativ auf den Fußsteig und brachten zum Ausdruck, dass sie »heute nicht wieder auseinander gehen«. Durch die Deutsche Volkspolizei wurden daraufhin weitere 29 Personen zugeführt. Die Ansammlung der Personen war gegen 19.20 Uhr aufgelöst.
Bei den am 24. April 1988 insgesamt zugeführten 37 Übersiedlungsersuchenden – unter ihnen 7 weibliche Personen – handelte es sich um Personen aus Dresden-Stadt (21), Dresden-Land (4), den Kreisen Meißen (10) sowie Niesky und Freital (je 1).
Plakate u. a. öffentlichkeitswirksame Mittel wurden nicht mitgeführt.
Aktivitäten westlicher Korrespondenten/Journalisten wurden nicht festgestellt.
Gegen die insgesamt zugeführten 37 Personen werden zzt. noch Verdachtsprüfungshandlungen durchgeführt, in deren Ergebnis differenzierte Festlegungen getroffen werden.