Reisesperren für Teilnehmer am Umweltseminar in Ungarn
9. Januar 1988
Hinweis über Aktivitäten feindlich-negativer Kräfte im Zusammenhang mit der beabsichtigten Teilnahme an einem sogenannten Umweltseminar in der Ungarischen Volksrepublik [Bericht K 1/182]
Im Sinne einer »blockübergreifenden Umweltbewegung« agierende Kräfte planten in der Ungarischen Volksrepublik die Durchführung eines »Umweltseminars« sogenannter unabhängiger Umweltgruppen, zu dem nach streng internen Hinweisen feindlich-negative DDR-Bürger eingeladen wurden.
Zur vorbeugenden Verhinderung der Teilnahme erfolgte gegenüber infrage kommenden DDR-Bürgern die Einleitung von Reisesperrmaßnahmen. Im Ergebnis dessen wurde am 8. Januar 1988 der hinlänglich bekannten Vera Wollenberger und drei weiteren namentlich bekannten DDR-Bürgern an den Grenzübergangsstellen Berlin-Schönefeld und Bad Schandau die Ausreise in die Ungarische Volksrepublik nicht gestattet.
In Reaktion darauf wurde von diesen Personen am selben Tage an den Vorsitzenden des Staatsrates der DDR – mit Adresse Paris1 – ein Telegramm verfasst und zur postalischen Beförderung aufgegeben. (Das Telegramm wurde von der Beförderung ausgeschlossen – Text als Anhang).
Über ihre Rückweisung an den Grenzübergangsstellen sowie den Inhalt des genannten Telegramms informierten die vier Personen Vertreter westlicher Massenmedien und weitere feindliche Kräfte in Westberlin.
Anlage zum Bericht K 1/182
[Telegramm an den Staatsratsvorsitzenden der DDR Erich Honecker, zurzeit Paris, Elisée-Palast, aufgegeben am 8. Januar 1988 in Dresden]
Offenes Telegramm
Am 7. und 8. Januar 1988 wurden an der Grenze zur ČSSR beziehungsweise am Flughafen Berlin-Schönefeld mehrere Vertreter der Ostberliner Umwelt-Bibliothek ohne Benennung der Gründe zurückgewiesen, die an einem Seminar des osteuropäischen Umweltschutz-Netzwerkes Greenway teilnehmen wollten, das vom in Ungarn staatlich anerkannten Elte-Klub in Baja organisiert wurde.2 Unter anderem wurde der Vertreter der Umweltbibliothek Matthias Voigt zurückgewiesen, der Greenwaybeauftragter für Luftreinhaltung ist.
Ihre Organe haben erst gestern unserem Rechtsanwalt Schnur versichert, dass in keiner Weise das Ziel verfolgt wird, die kirchlichen Friedens-, Umwelt- und Zweidrittel-Welt-Gruppen in ihrer Arbeit zu behindern.
Wir fordern Sie auf, dieser Zusage gerecht zu werden. Wir würden uns freuen, wenn sich die DDR-Wirklichkeit endlich ihren Verlautbarungen im Ausland anpassen würde.
Die Umweltbibliothek Berlin – Hauptstadt der DDR