Touristenreise von Bundeskanzler Kohl in die DDR (3)
30. Mai 1988
Information Nr. 270/88 über den dritten und letzten Tag des Aufenthaltes des Bundeskanzlers der BRD, Dr. Helmut Kohl, und seiner Begleitung zu einem touristischen Aufenthalt in der DDR1
Der Bundeskanzler der BRD, Dr. Helmut Kohl, und seine Begleitung hielten sich am Vormittag des 29. Mai 1988 noch in Dresden auf und traten anschließend die Reise in Richtung des Bezirkes Gera an.
Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in Saalfeld erfolgte 16.33 Uhr die Ausreise über die Grenzübergangsstelle Hirschberg nach der BRD.
Auch am letzten Tag seines Aufenthaltes in der DDR war Kohl durch kontaktfreudiges Auftreten und Verhalten bestrebt, Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erlangen.
Um 9.50 Uhr hatten Kohl und seine Begleitung das Hotel »Bellevue« verlassen, nachdem sich der ihn begleitende Regierungssprecher Ost im Namen von Kohl bei der Direktorin des Hotels für den Aufenthalt bedankt und zum Ausdruck gebracht hatte, dass man bald wiederkommen werde.
Nach einem Spaziergang über die Georgi-Dimitroff-Brücke, die Brühlsche Terrasse zum Albertinum und zurück, wobei Kohl von drei Bürgern der DDR angesprochen wurde, mit ihnen ein kurzes Gespräch führte und sich mehrfach fotografieren ließ, traf er 10.20 Uhr an der Kathedrale ein. Vor der Kathedrale hielten sich zu diesem Zeitpunkt ca. 500 bis 600 Besucher auf, darunter mehrere Reisegruppen aus dem nichtsozialistischen Ausland, die auf Einlass zu dem 10.30 Uhr beginnenden Gottesdienst warteten. Kohl wurde von mehreren Personen erkannt und begrüßt, ohne dass eine größere Öffentlichkeitswirksamkeit eintrat. Es erfolgte keine Begrüßung oder Bekanntgabe der Anwesenheit Kohls in der Kathedrale.
Nach Beendigung des normal verlaufenden Gottesdienstes hielt sich Kohl noch einige Minuten in der Kathedrale auf, wobei er mit einzelnen Besuchern und dem Generalvikar Hanke kurze Gespräche führte und vereinzelt fotografiert wurde.
Als Kohl die Kathedrale verließ, hatten sich ca. 250 Personen, unter ihnen Besucher des Gottesdienstes, Teilnehmer von Reisegruppen und Schaulustige, auf dem Georgi-Dimitroff-Platz und der Treppe zur Brühlschen Terrasse angesammelt. Kohl wurde zugewunken und Beifall gespendet. Bürger der DDR beteiligten sich daran nur vereinzelt. Der Sprecher der BRD-Regierung, Ost, verteilte Fotos von Kohl.
Insgesamt äußerte sich Kohl positiv zum Aufenthalt in Dresden, wobei er sich besonders beeindruckt zeigte von der Semperoper und der Qualität der erlebten Aufführung.
Sein Bestreben, auch Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erwirken, hatte nicht das offenkundig von ihm erwartete Ergebnis. Er fand bei Bürgern der DDR insgesamt nur wenig Beachtung.
Von den in Dresden anlässlich der Musikfestspiele bzw. privat aufenthältlichen Journalisten und Korrespondenten aus dem nichtsozialistischen Ausland erfolgten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt von Kohl keine Aktivitäten.
Am 29. Mai 1988, gegen 12.00 Uhr verließen Kohl und seine Begleitung Dresden. Nach der Fahrt auf der Autobahn in Richtung des Bezirkes Gera wurde diese an der Anschlussstelle Triptis/Pößneck verlassen. Auf der F 281 wurde die Fahrt über Neustadt/Orla und Pößneck nach Saalfeld fortgesetzt, wo gegen 14.20 Uhr ein Zwischenaufenthalt erfolgte. Kohl und seine Begleitung unternahmen einen Spaziergang zum Markt und suchten anschließend das Marktcafe auf, wo Kohl jeweils eine kurze Unterhaltung mit dem Bedienungspersonal und drei Gästen hatte und ihnen Autogramme gab. Im Cafe, wo normaler Betrieb herrschte, kam es zu keinen Sympathiebekundungen für Kohl. Nach einem nochmaligen kurzen Spaziergang über den Markt, die Saalstraße und den Saumarkt zu den abgeparkten Pkw, wobei Kohl drei Personen ansprach und ein kurzer Wortwechsel erfolgte, sowie von drei namentlich bekannten, um Übersiedlung ersuchenden DDR-Bürgern angesprochen wurde – die von Kohl an Ost verwiesen wurden, der mit ihnen ein kurzes Gespräch führte – erfolgte gegen 15.00 Uhr die Weiterfahrt.
16.18 Uhr trafen Kohl und seine Begleitung auf der Grenzübergangsstelle Hirschberg ein. Nach zügiger und reibungsloser Abfertigung erfolgte 16.33 Uhr die Ausreise nach der BRD.
Der Schutz und die Sicherheit von Kohl und seiner Begleitung waren während des dreitägigen Aufenthaltes in der DDR jederzeit gewährleistet.