Unterstützung des Liedermachers K.H. Bomberg durch O. Lafontaine
17. August 1988
Hinweis über eine mögliche Unterstützung von Anliegen des DDR-Liedermachers Karl-Heinz Bomberg durch den Ministerpräsidenten des Saarlandes Oskar Lafontaine [Bericht K 3/96]
Nach dem MfS streng intern vorliegenden Hinweisen ist damit zu rechnen, dass sich Lafontaine während seines vorgesehenen Gespräches mit dem Genossen Honecker für den DDR-Liedermacher Bomberg, insbesondere hinsichtlich der Ermöglichung von Auftritten in der BRD, verwenden wird.
Bomberg, tätig als Facharzt für Anästhesie im Kreiskrankenhaus Berlin-Pankow, ist seit seiner Studienzeit nebenberuflich als Sänger und Liedermacher tätig. Die staatliche Spielerlaubnis musste ihm im Jahre 1982 entzogen werden, da er im Rahmen seiner öffentlichen Auftritte Angriffe gegen Teilbereiche der sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung in der DDR führte.
Im Jahre 1984 wurde gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen ungesetzlicher Verbindungsaufnahme gemäß § 219 StGB1 eingeleitet, weil er Tonbandaufzeichnungen eigener Lieder fertigte, in denen die staatliche und gesellschaftliche Ordnung in der DDR und führenden Repräsentanten herabgewürdigt sowie Angriffe gegen die Verteidigungspolitik und die Grenzsicherungsmaßnahmen der DDR geführt werden, und diese mit dem Ziel der Weiterleitung an einen Rundfunksender in der BRD zur Beförderung brachte. In der Folgezeit integrierte sich Bomberg fast ausschließlich in kirchlichen Veranstaltungen bzw. solchen, die von feindlich-negativen Kräften in kirchlichen Räumen durchgeführt werden. So trat er erst jüngst, am 13. August 1988, in Berlin-Müggelheim vor überwiegend Übersiedlungsersuchenden auf.2
Bomberg hat die Ambition, als Sänger und Liedermacher den Stellenwert von Biermann und Krawczyk zu erreichen und Auftritte in der DDR zu erzwingen. Zu diesem Zweck sucht er verstärkt Kontakte zu Vertretern westlicher Massenmedien, zu Mitarbeitern der Ständigen Vertretung der BRD in der DDR sowie zu Führungskräften politischer Parteien in der BRD, darunter Lafontaine und der SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel. Verbindung nahm er ferner zum Bundesministerium für »innerdeutsche« Beziehungen auf.3