Verweigerung der Einreise der BRD-Schriftstellerin Anna Jonas
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Information Nr. 75/88 über die Unterbindung der Einreise der Vorsitzenden des Schriftstellerverbandes der BRD in die Hauptstadt der DDR
Streng internen Hinweisen zufolge beabsichtigte die Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der BRD, Jonas, Anna (44), am 5. Februar 1988 über die Grenzübergangsstelle Bahnhof Friedrichstraße in die Hauptstadt der DDR, Berlin, einzureisen, um in der Wohnung eines dem MfS namentlich bekannten DDR-Bürgers, der einer feindlich-negativen Gruppierung angehört, an einer illegalen Lesung teilzunehmen.
Die Jonas hatte am 26. Januar 1988 im Zusammenhang mit den staatlichen Maßnahmen gegen feindlich-negative Kräfte einen »Protestbrief« an den Staatsrat der DDR gerichtet, in dem sie die Freilassung von Stephan Krawczyk, Freya Klier und aller anderen Inhaftierten gefordert hatte.
Am 6. Februar 1988 nahm sie gemeinsam mit solchen Feinden der DDR wie Wolf Biermann und Jürgen Fuchs an einer als »Fürbittgottesdienst« deklarierten Hetzveranstaltung in der Westberliner Kapernaum-Kirche, auf der Forderungen zur Solidarisierung mit allen »Kämpfern für Frieden und Menschenrechte« in der DDR und zur Freilassung der Inhaftierten erhoben worden waren, teil.
Mit dem Ziel, Verbindungsaufnahmen zu feindlich-negativen Kräften in der DDR zu unterbinden, wurde der Jonas entsprechend einer zentralen Entscheidung die Einreise in die Hauptstadt der DDR, Berlin, nicht gestattet. Die Jonas wurde mit der Begründung: »Ihre Einreise ist zurzeit unerwünscht« zurückgewiesen.