Weitere vorgesehene Aktionen Übersiedlungswilliger
7. März 1988
Information Nr. 121/88 über weitere beabsichtigte Aktivitäten von Übersiedlungsersuchenden in der Öffentlichkeit
Im Ergebnis der Maßnahmen zur vorbeugenden Verhinderung öffentlichkeitswirksamer provokatorisch-demonstrativer Aktivitäten von Übersiedlungsersuchenden – siehe Information des MfS Nr. 116/88 vom 3. März 1988 – wurden die für den 5. März 1988 angekündigten Zusammenrottungen von Übersiedlungsersuchenden am Denkmal von Rosa Luxemburg in Berlin-Friedrichshain, Barnimstraße und auf dem Holzmarkt in Jena unterbunden. Es kam an beiden Orten zu keinen entsprechenden Personenansammlungen.
Von den ca. 20 Übersiedlungsersuchenden, die am 6. März 1988 am Gottesdienst in der Sophienkirche, Berlin-Mitte, teilnahmen und anschließend eine Zusammenkunft im Vorraum der Kirche durchführten (zeitweilig war ein Mitarbeiter der ARD anwesend), wurde vereinbart, sich am 7. März 1988, 20.00 Uhr, in der Gethsemanekirche in Berlin einzufinden bzw. sich an den jeweils Montag stattfindenden demonstrativen »Schweigemärschen« im Bereich Brandenburger Tor/Unter den Linden zu beteiligen.
Zu weiteren Plänen und Absichten derartiger Kräfte zur Durchführung öffentlichkeitswirksamer provokatorisch-demonstrativer Aktivitäten wurde bekannt:
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7. März 1988, 18.00 bis 19.00 Uhr, demonstrativer »Schweigemarsch« Übersiedlungsersuchender in Berlin, Unter den Linden/Brandenburger Tor,
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7. März 1988, 20.00 Uhr, Gethsemanekirche Berlin-Prenzlauer Berg, Abschlussgottesdienst der »Solidaritätsandachten« – Fortsetzung des Hearings vom 25. Februar 1988 – mit einer Predigt von Bischof Forck, verbunden mit »Fürbitten« für inhaftierte Bürger der DDR. (Initiator und Organisator ist die seit den staatlichen Maßnahmen am 17. Januar 1988 von feindlich-negativen Kräften gebildete und weiter bestehende sogenannte Koordinierungsgruppe. Es ist damit zu rechnen, dass dieser Abschlussgottesdienst durch die absehbare Teilnahme von Übersiedlungsersuchenden dazu missbraucht wird, mit provokatorischen Fragestellungen bzw. provokatorisch-demonstrativen Handlungen in Erscheinung zu treten.),
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7. März 1988, demonstratives Auftreten von Übersiedlungsersuchenden aus Halle, Halle-Neustadt und Bitterfeld auf dem Marktplatz in Halle.
Des Weiteren ist nicht auszuschließen, dass folgende kirchliche Veranstaltungen durch Übersiedlungsersuchende zu provokatorisch-demonstrativen Aktivitäten missbraucht werden können:
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9. März 1988, 19.30 Uhr, Religiöse Andacht in der Sophienkirche in Berlin-Mitte,
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11. – 13. März 1988, Klausurtagung der Konferenz der Kirchenleitungen des Bundes Evangelischer Kirchen in der DDR in Buckow, Kreis Strausberg, Bezirk Frankfurt/O.,
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13. März 1988 (und jeden weiteren Sonntag), Gottesdienst in der Sophienkirche in Berlin-Mitte, wobei u. a. jeweils im Anschluss an diese Sonntagsgottesdienste Gespräche von Pfarrer Passauer mit Übersiedlungsersuchenden vorgesehen sind.
Weiter vorliegenden Hinweisen zufolge beabsichtigen Übersiedlungsersuchende die Durchführung bisher noch nicht konkret bekannter Aktivitäten im Zusammenhang mit der Leipziger Frühjahrsmesse 1988. An der Aufklärung dieser Pläne und Absichten sowie der Identifizierung von Inspiratoren und Organisatoren wird gearbeitet.
Entsprechende Maßnahmen zur wirksamen vorbeugenden Verhinderung bzw. Unterbindung provokatorisch-demonstrativer Aktivitäten wurden in Abstimmung mit dem 1. Sekretär der Bezirksleitung der SED Leipzig eingeleitet.