Aktivitäten v. Greenpeace gegen Umweltpolitik der DDR
24. Mai 1989
Information Nr. 265/89 über öffentlichkeitswirksame Aktivitäten der Umweltorganisation »Greenpeace Deutschland e.V.« gegen die Umweltpolitik der DDR im Zusammenwirken mit personellen Zusammenschlüssen des »Grün-ökologischen Netzwerkes Arche« in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg
Nach dem MfS vorliegenden Hinweisen leitete die Umweltorganisation »Greenpeace Deutschland e.V.«1 – Sitz Hamburg – über ihre sogenannte Kontaktgruppe in Berlin (West) am 8. Mai 1989 eine langfristig geplante Aktion zur Diffamierung der Umweltpolitik der DDR ein. Es handelt sich hierbei um eine abgestimmte Aktion zwischen Kräften von »Greenpeace Deutschland e.V.« und des Koordinierungskreises des »Grün-ökologischen Netzwerkes Arche« in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg2 sowie Führungskräften der Umweltbibliothek der Zionskirchgemeinde Berlin.3
Nach bisher vorliegenden Erkenntnissen wurde im Rahmen dieser Aktion seit vorgenanntem Zeitpunkt eine große Anzahl gedruckter Karten und Hetzblätter mit Briefkuverts illegal in die DDR eingeführt (Angaben westlicher Medien zufolge ca. 12 000 Exemplare) und wird versucht, sie unter Nutzung von in Telefonbüchern der DDR, insbesondere der Hauptstadt Berlin, enthaltenen Adressen zum Versand zu bringen.4
In dem Hetzblatt wird auf der Grundlage verleumderischer Darstellungen die DDR als Verursacher von Schadstoffbelastungen der Luft mit Schwefeldioxid und Kohlenwasserstoff bezichtigt. Ausgehend von einseitigen Kommentierungen über die Auswirkungen werden an die Regierung der DDR gleichzeitig Forderungen erhoben nach drastischer Senkung der Umweltbelastungen durch verstärkten Einsatz von Importen (Umwelttechnologien, Steinkohle, bleifreies Benzin) und Offenlegung aller umwelt- und gesundheitsrelevanten Daten.
In beiliegenden, an den Staatsrat der DDR gerichteten Postkarten werden die DDR-Bürger indirekt dazu aufgefordert, die von »Greenpeace Deutschland e.V.« gestellten Forderungen mit Datum und Unterschrift versehen an den Staatsrat der DDR zu versenden. (Eine analoge Aktion wurde von »Greenpeace« bereits im November 1988 versucht; sie konnte vom MfS rechtzeitig aufgedeckt und verhindert werden.)5
Offenkundig mit der Anfang Mai 1989 von »Greenpeace Deutschland e.V.« gegen die Umweltpolitik der DDR eingeleiteten Aktion im Zusammenhang stehend, begann in den Massenmedien der BRD und von Berlin (West) eine massive zielgerichtete Publizierung der mit dieser Aktion verfolgten Zielstellungen.
In diesen Veröffentlichungen wird besonders hervorgehoben, dass »Greenpeace« eine große »Aufklärungsaktion« in der DDR gestartet habe in der Absicht, die DDR-Bevölkerung zu entsprechenden Forderungen gegenüber der Regierung der DDR zu ermuntern.
Weiter wird in Presseveröffentlichungen behauptet, in einem Brief an den Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Genossen Erich Honecker,6 sei über vorgenannte Aktion informiert und zu einem entsprechenden Gespräch aufgefordert worden.
Vom MfS werden gegenwärtig weitere Maßnahmen, insbesondere zur konsequenten Unterbindung derartiger Aktivitäten von »Greenpeace Deutschland e.V.« im Zusammenwirken mit feindlichen, oppositionellen Kräften auf dem Territorium der DDR durchgeführt.
Es wird vorgeschlagen, seitens des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten gegenüber dem Bundeskanzleramt der BRD sowie dem Leiter der Ständigen Vertretung der BRD in der DDR, Dr. Bertele,7 in geeigneter Weise dagegen Stellung zu nehmen.