Anbringen faschistischer/antisemitischer Losungen in Erfurt
9. November 1989
Information über die Aufklärung eines Vorkommnisses des Anbringens faschistischer und antisemitischer Losungen/Symbole [Bericht K 1/211]
Als Täter für das Anbringen der Losungen »Heil Hitler«, »SS lebe hoch«, »Juden müssen vergast werden« sowie von Symbolen (zwei Hakenkreuze, ein Judenstern) am 6. November 1989 am Gebäude der evangelischen Johanniskirche in Hochheim-Angerberg,1 Erfurt, wurde durch intensive Ermittlungsarbeit seitens der Staatssicherheitsorgane und der Deutschen Volkspolizei ein 14-jähriger Lehrling, tätig im VEB Fertigungsanlagenbau Erfurt-Bischleben, festgestellt.
Die bisher geführten Untersuchungen durch die zuständigen Organe ergaben, dass es sich bei dem Genannten um einen Jugendlichen handelt, der aufgrund seines unterentwickelten geistigen Niveaus nicht in der Lage war, die Wirkungen seines Handelns einzuschätzen.
Durch das Lesen des Buches »Das Attentat« (der Inhalt behandelt u. a. das auf Adolf Hitler geplante Attentat)2 sei er seinen Angaben zufolge zu der vorgenannten Handlungsweise inspiriert worden. Er habe nicht provokatorisch gegen die Kirche vorgehen wollen, sondern beabsichtigte, sich in seinem Freundeskreis »wichtig zu tun«.
Auf Anordnung des Staatsanwaltes wird gegenwärtig die Schuldfähigkeit des Täters geprüft, um eine den Rechtsvorschriften der DDR entsprechende Entscheidung treffen zu können.