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Anmeldungen des »Neuen Forums«

22. September 1989
Übersicht über bisherige Anmeldungen der »Tätigkeit des Neuen Forums« [Bericht K 3/108]

Bei allen bisher auf dem Postweg bei den Empfängern eingegangenen Anmeldungen der »Tätigkeit des Neuen Forums«1 handelt es sich um zwischen dem 18. und 20.9.1989 datierte Schreiben mit dem Text »Aufbruch 89 – Neues Forum« als Anlage.2

Die Schreiben sind – mit Ausnahme des an das MdI gerichteten – an den Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes für Inneres (bzw. in Berlin an den Stellvertreter des Oberbürgermeisters für Inneres) adressiert.

Bisher sind eingegangen:

Berlin (Eingang ca. 21.9.1989) | Unterzeichner: Reich, Jens,3 Biophysiker AdW, langjähriger Inspirator und Organisator feindlich-negativer Aktivitäten | Pflugbeil, Sebastian,4 Physiker AdW, Mitinitiator des Zusammenschlusses »Ärzte für den Frieden«5

Dresden (Eingang 21.9.1989) | Unterzeichner: Pilz, Thomas,6 Heilerziehungsgehilfe, Sohn des Superintendenten in Flöha, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, persönliche Kontakte zu Bärbel Bohley7

Hempel, Alfred,8 Pfarrer

Halle (Eingang 21.9.1989) | Unterzeichner: Dr. Eigenfeld, Frank,9 Pfarrer | Eigenfeld, Katrin,10 Bibliothekarin | beide langjähriges Wirken in personellen Zusammenschlüssen

Leipzig (Eingang 22.9.1989) | Unterzeichner: Arnold, Michael,11 Student, Karl-Marx-Universität Leipzig, Organisator provokatorisch-demonstrativer Aktionen (Nikolaikirche) | Dusdal, Edgar,12 Student, Karl-Marx-Universität Leipzig, Arbeitskreis »Solidarische Kirche«13 | Oltmanns, Gesine,14 tätig im Deutschen Verlag für Musik Leipzig, Arbeitskreis »Solidarische Kirche«

Karl-Marx-Stadt (Eingang 22.9.1989) | Unterzeichner: Dr. Böttger, Martin,15 »Initiative für Frieden und Menschenrechte«16 (früher Berlin, jetzt Kreis Zwickau) | Frenzel, Roland,17 Krankenpfleger, Mitorganisator feindlich-negativer Aktivitäten, Schöwe, Dirk,18 ohne Arbeitsrechtsverhältnis, Wirken u. a. in Arbeitsgruppe »Wahrung der Schöpfung«

Potsdam (Eingang 22.9.1989) | Unterzeichner: Dr. Tschäpe, Rudolf,19 Physiker, »Friedenskreis des Kirchenkreises Potsdam«,20 Organisator feindlich-negativer Aktivitäten | Meinel, Reinhard,21 Physiker, Mitwirkung »Sozialer Friedensdienst«,22 Hermann, Jan23, Krankenpfleger, wirkt auf Gebiet Wehrdienstverweigerung

Rostock (Eingang 22.9.1989) | Unterzeichner: Bäcker, Ulrich,24 Erdmann, Guntram25 (noch keine näheren Angaben)

Schwerin (Eingang 22.9.1989) | Unterzeichner: Klähn, Martin,26 Loheit, Uta27 (noch keine näheren Angaben)

Außerdem:

Ministerium des Innern (Eingang 22.9.1989) | Unterzeichner: Bohley, Bärbel | Seidel, Jutta28

Konkrete Angaben über die Personen, die bisher bereits Unterschriften zur Unterstützung der Gründung dieser Vereinigung geleistet haben, werden noch erarbeitet.

Nach bisherigen Feststellungen wurde die Unterschriftensammlung nicht auf feindliche, oppositionelle Kräfte aus den hinlänglich bekannten personellen Zusammenschlüssen beschränkt, sondern erfasste unter Nutzung solcher Möglichkeiten wie kirchlicher Veranstaltungen und von Zusammenkünften von Unterhaltungskünstlern auch bisher nicht mit politisch negativen Verhaltensweisen in Erscheinung getretene Personen, die den staatsfeindlichen Charakter des »Neuen Forums« zum Zeitpunkt ihrer Unterschriftsleistung nicht erkannten.

Darüber hinaus erfolgten auch zahlreiche telefonische Zustimmungserklärungen zur beabsichtigten Vereinigungsgründung gegenüber den Organisatoren durch unterschiedlichste Personenkreise, darunter freiberuflich Tätige, Kulturschaffende sowie Angehörige der Intelligenz, verbunden mit der Ankündigung, zu einem späteren Zeitpunkt den Gründungsaufruf unterzeichnen zu wollen.

  1. Zum nächsten Dokument Auffassungen der Katholischen Kirche zur Entwicklung in DDR

    25. September 1989
    Information Nr. 426/89 über Auffassungen führender Vertreter der katholischen Kirche zu Problemen der gesellschaftlichen Entwicklung in der DDR
  2. Zum vorherigen Dokument Mindestumtausch 11.–17.9.

    20. September 1989
    Information Nr. 417/89 über die Entwicklung der Einnahmen aus der Durchführung des verbindlichen Mindestumtausches für die Zeit vom 11. September 1989 bis 17. September 1989

  1. Das »Neue Forum« (NF) war in seiner Breitenwirkung das bedeutendste Oppositionsbündnis der DDR. Am 9./10.9.1989 unterzeichneten 30 Bürgerrechtler den Aufruf zur Gründung des NF »Die Zeit ist reif – Aufbruch 89«. Darin forderten sie eine Diskussion und Überwindung grundlegender Gesellschaftsprobleme in der DDR und beantragten am 19.9.1989 in elf Bezirken der DDR die Zulassung als Vereinigung. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits 3 000 Personen den Gründungsaufruf unterschrieben. Als das Innenministerium den Antrag zwei Tage später ablehnte und das »Neue Forum« als »staatsfeindliche Plattform« bezeichnete, dessen Anliegen der Verfassung der DDR widersprächen, löste das eine Welle der Solidarisierung mit den Bürgerrechtlern aus. Auf vielen Demonstrationen wurde die Zulassung des NF gefordert. Nach der Einreichung eines erneuten Zulassungsantrags und einer Aussprache zwischen Jens Reich, Sebastian Pflugbeil und SED-Politbüromitglied Günter Schabowski wurde das NF am 8.11.1989 zugelassen. Bis Ende 1989 unterzeichneten circa 200 000 Menschen den Gründungsaufruf der Organisation, die Ende des Jahres gut 10 000 Mitglieder hatte. Siehe Mitteilung des Ministers des Innern. In: ND v. 21.9.1989, S. 2.

  2. Die Gründungserklärung des »Neuen Forums« »Die Zeit ist reif – Aufbruch 89« v. 9./10.9.1989 ist abrufbar unter: www.hdg.de (letzter Abruf: 27.2.2019). Siehe auch: Anlage 2 der Information 416/89.

  3. Jens Reich, Jg. 1939, Mediziner, Molekularbiologe und Bürgerrechtler, seit 1968 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften, seit 1980 Professor für Biomathematik am Zentralinstitut, 1970 Gründung des »Freitagskreises« für eine kritische Auseinandersetzung mit der DDR, seit 1985 Mitarbeit in oppositionellen Zirkeln, Auftritte in der Gethsemanekirche und in der »Umweltbibliothek« in Berlin, September 1989 Mitbegründer des »Neuen Forums«, 1990 Mitglied der frei gewählten 10. Volkskammer, zusammen mit Vera Wollenberger (heute Lengsfeld) und Marianne Birthler Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Oktober bis Dezember 1990 Abgeordneter des Deutschen Bundestages, anschließend Rückkehr in die Forschung.

  4. Sebastian Pflugbeil, Jg. 1947, Physiker und Bürgerrechtler, erarbeitete 1986 eine Studie über die Kernenergie in der DDR, setzte sich bis 1989 für die sofortige Abschaltung des Kernkraftwerks Greifswald ein, 1988/89 Berater der Ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in der DDR, Mitbegründer des »Neuen Forums« (NF) im September 1989, Vertreter des NF am Berliner und Zentralen Runden Tisch.

  5. »Ärzte für den Frieden« wurde im Herbst 1984 vom Ärzteehepaar Jutta und Eberhard Seidel unter dem Dach des Landespfarramtes für Krankenhausseelsorge der Evangelischen Kirche Berlin gegründet. Der christliche Arbeitskreis, zu dem unter anderen der Internist Hajo Möller, das Ehepaar Christine und Sebastian Pflugbeil, der Psychiater Herbert Loos und die Internistin Elisabeth Farack gehörten, warnte mithilfe von Studien, Vorträgen, Friedenswerkstätten und Gemeindeabenden vor der energetischen Nutzung der Kernkraft und klärte über die Folgen von Kernwaffeneinsätzen auf. Die Basis-Gruppe der IPPNW, die vergeblich eine kooperative Zusammenarbeit mit dem staatlichen IPPNW-Komitee anstrebte, veröffentlichte zahlreiche Schriften »für den innerkirchlichen Gebrauch«, darunter die Wismut-Studie »Pechblende« über den Uranbergbau in der DDR zusammen mit dem kirchlichen Forschungsheim in Wittenberg.

  6. Thomas Pilz, Jg. 1965, Pfleger, 1986–90 Ausbildung zum Heilerziehungspfleger in Großhennersdorf, 1980–89 Mitglied in verschiedenen Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen in Zittau und Großhennerdorf, 1989 Gründungsmitglied des »Neuen Forums« Oberlausitz.

  7. Bärbel Bohley, Jg. 1945, Malerin, Mitbegründerin der Oppositionsgruppe »Frauen für den Frieden« (1982) und der »Initiative Frieden und Menschenrechte« (1985/86), Januar 1988 Verhaftung nach Protestaktionen während der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration und Abschiebung nach England, August 1988 Rückkehr in die DDR, September 1989 Mitbegründerin des »Neuen Forums«, Mai bis Dezember 1990 Mitglied der Ostberliner Stadtverordnetenversammlung für das »Neue Forum«, 1991 Mitarbeiterin der Parlamentarischen Gruppe »Neues Forum/Bürgerbewegung« im Berliner Abgeordnetenhaus.

  8. Alfred Hempel, Jg. 1926, evangelischer Theologe, September 1989 Mitbegründer des »Neuen Forums«.

  9. Frank Eigenfeld, Jg. 1943, Geologe, seit 1970 wissenschaftlicher Assistent am Geologischen Institut der Universität Halle, seit 1979 Kontakte zur offenen Jugendarbeit in Halle-Neustadt, 1982 Entlassung aus dem Hochschuldienst, anschließend Arbeit als Hausmeister in der Hallenser Kirchengemeinde »Am Gesundbrunnen«, Mitverfasser einer kritischen Eingabe an den SED-Parteitag 1986, Mitglied der »Initiative Frieden und Menschenrechte«, Autor mehrerer Samisdat-Schriften wie »Nachtgebete«, September 1989 Mitbegründer des »Neuen Forums«.

  10. Katrin Eigenfeld, Jg. 1946, Bibliothekarin, ab 1980 Mitglied des Gemeindekirchenrates Halle, organisierte Hauskreise, Gruppenarbeiten und Rüstzeiten, seit 1982 Engagement für die Oppositionsgruppe »Frauen für den Frieden«, ab 1986 Mitarbeit bei der »Initiative Frieden und Menschenrechte«, Autorin für verschiedene Samisdat-Zeitschriften wie »grenzfall« oder »Artikel 27«, Mitbegründerin des »Neuen Forums« (NF) in Halle, 1990–94 Abgeordnete des NF im Stadtrat Halle.

  11. Michael Arnold, Jg. 1964, Student der Zahnmedizin, seit 1987 Mitarbeit in der Leipziger »Initiativgruppe Leben« (IG Leben), die sich für politische und ökologische Reformen einsetzte, organisierte mehrere Protestaktionen und Demonstrationen, 1989/90 Sprecher der IG Leben, September 1989 Mitbegründer des »Neuen Forums«, 1990–94 Mitglied des Sächsischen Landtages (Bündnis 90/Die Grünen), engagiert in der Aufarbeitung der SED-Diktatur.

  12. Im Original: »Dustahl«. Edgar Dusdal, Jg. 1960, Vikar und Bürgerrechtler, seit 1980 Mitglied im Arbeitskreis Frieden beim Leipziger Stadtjugendpfarramt, 1984 Mitbegründer des »Arbeitskreises Solidarische Kirche« in Leipzig, 1989/89 Vikariat in Markkleeberg, September 1989 Mitbegründer und einer von sieben Sprechern des »Neuen Forums« in Leipzig, galt als Vordenker der Leipziger Opposition, war den befreiungstheologischen Ansätzen von Ernesto Cardenal verbunden.

  13. Der »Arbeitskreis Solidarische Kirche« (AKSK) konstituierte sich 1986 in vielen Basisgruppen in der DDR. Die etwa 300 Mitglieder des AKSK traten für mehr Demokratie und Transparenz in der Kirche ein und wandten sich gegen eine zu große Nähe von Kirchenvertretern zum Staat. Der AKSK setzte sich auch mit der Ausreiseproblematik auseinander, erklärte sich solidarisch mit verhafteten Bürgerrechtlern und protestierte gegen die Kommunalwahlen 1989. Siehe Goertz, Joachim (Hg.): Die Solidarische Kirche in der DDR. Erfahrungen, Erinnerungen, Erkenntnisse. Berlin 1999.

  14. Gesine Oltmanns, Jg. 1965, Bürgerrechtlerin, seit 1983 Mitglied in verschiedenen Menschenrechtsgruppen wie der »Initiativgruppe Leben« und dem »Arbeitskreis Gerechtigkeit« aktiv, Studium und Berufsausbildung blieb ihr aus politischen Gründen verwehrt, seit 1988 Mitgestaltung der Friedensgebete in der Nikolaikirche, Teilnahme an der Besetzung der Bezirksverwaltung des MfS Leipzig im Dezember 1989, ab Januar 1990 Mitglied des Leipziger Bürgerkomitees zur Auflösung des MfS.

  15. Martin Böttger, Jg. 1947, Physiker, 1985 Mitbegründer der »Initiative Frieden und Menschenrechte«, war an der Herausgabe und Verbreitung von Samisdat-Literatur beteiligt, Gründungsmitglied des »Neuen Forums« und Koordinator der Bewegung in Karl-Marx-Stadt, 1990–94 Mitglied des Sächsischen Landtages und Sprecher der Fraktion »Neues Forum-Bündnis 90-Die Grünen«.

  16. Die »Initiative Frieden und Menschenrechte« (IFM) entstand 1985/86 aus einer Gruppe um Bärbel Bohley, Gerd Poppe, Peter Grimm, Reinhard Weißhuhn, Ralf Hirsch, Wolfgang Templin und Werner Fischer. Im Zentrum des IFM-Engagements standen in Anlehnung an die »Charta 77« die Durchsetzung der politischen Grund- und Freiheitsrechte, die Herstellung von Rechtsstaatlichkeit und die Demokratisierung von Staat und Gesellschaft. Dabei verzichtete die lose organisierte IFM bewusst auf eine kirchliche Anbindung und damit auch auf deren schützendes Dach. Die etwa 30 Mitglieder der IFM gaben den illegalen »grenzfall« heraus, nutzten westliche Medien zur Verbreitung ihrer Erklärungen und wurden wie keine zweite Oppositionsgruppe vom MfS verfolgt.

  17. Roland Frenzel, Jg. 1967, Krankenpfleger, Mitglied des »Arbeitskreises Gerechtigkeit Zwickau«, organisierte im Juli 1989 Andachten gegen die Niederschlagung der Demokratiebewegung in China, stellte am 19.9.1989 zusammen mit Dirk Schöwe und Martin Böttger beim Stellvertreter des Vorsitzenden des Bezirkes Karl-Marx-Stadt einen Antrag auf Zulassung des »Neuen Forums«, verlas auf einer Demonstration am 25.10.1989 den Gründungsaufruf des »Neuen Forums« vom Balkon des Rathauses Zwickau.

  18. Dirk Schöwe, Jg. 1963, Busfahrer, bis 1988 beim VEB Städtischer Nahverkehr Zwickau tätig, seit 1986 in Bürgerrechtsgruppen in Zwickau aktiv, u. a. im Arbeitskreis Solidarische Kirche, in der Friedensbibliothek und im Ökologiekreis der Domkirchgemeinde »St. Marien«, stellte am 19.9.1989 zusammen mit Roland Frenzel und Martin Böttger beim Stellvertreter des Vorsitzenden des Bezirkes Karl-Marx-Stadt einen Antrag auf Zulassung des »Neuen Forums«, im Oktober 1989 Mitorganisator der Zwickauer Friedensgebete.

  19. Rudolf Tschäpe, Jg. 1943, Astrophysiker, Mitglied des Friedenskreises des Potsdamer Kirchenkreises, September 1989 Mitbegründer des »Neuen Forums«.

  20. Der »Friedenskreis Potsdam« wurde 1984 von Hans-Erich Schulz mit Genehmigung von Superintendent Schmiechen gegründet. Der etwa 16-köpfige Zusammenschluss, der sich zumeist im Heilig-Kreuz-Haus traf, verstand sich als interner Gesprächskreis, der von Ausnahmen abgesehen bis in die späten 1980er Jahre wenig die Öffentlichkeit suchte. Vgl. Weiß, Peter Ulrich; Braun, Jutta: Im Riss zweier Epochen. Potsdam in den 1980er und frühen 1990er Jahren. Berlin-Brandenburg 2017, S. 105–108.

  21. Reinhard Meinel, Jg. 1958, Physiker, seit 1986 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Astrophysik in Potsdam, September 1989 Mitbegründer des »Neuen Forums«.

  22. Die Forderung nach einer Alternative zum Militärdienst bei der NVA, die über den nur waffenlosen Dienst als Bausoldat hinausging und tatsächlich einen zivilen und sozialen Charakter besaß, wurde u. a. von einem Dresdner Friedenskreis um Christoph Wonneberger in einem Aufruf an die Volkskammer im Jahr 1980 formuliert und als Rundbrief bekannt gemacht. Seitdem wurde die Idee eines »Sozialen Friedensdienstes« auf Kirchentagen und Friedensdekaden intensiv diskutiert. Vgl. Silomon, Anke: Schwerter zu Pflugscharen und die DDR. Die Friedensarbeit der evangelischen Kirchen in der DDR im Rahmen der Friedensdekaden 1980–1982. Göttingen 1999; Brauckmann, Roland: »Der Friede muß nicht bewaffnet sein!« Die Zersetzung des »Sozialen Friedensdienstes« 1980–1986 in Dresden durch Partei und MfS. In: Horch und Guck 4(1995)15, S. 27–29.

  23. Im Original: »Jahn«. Jan Hermann, Jg. 1962, Krankenpfleger, September 1989 Mitbegründer des »Neuen Forums«, 1990–92 Mitglied des Bundeskoordinierungsrates des »Neuen Forums«.

  24. Im Original: »Becker«. Ulrich Bäcker, Jg. 1960, Diakon, seit 1986 Kreisjugendwart in Wismar, beantragte mit Guntram Erdmann am 20.9.1989 die Zulassung des »Neuen Forums« (NF) beim Rat des Bezirkes Rostock, seit 15.11.1989 Mitglied des Sprecherrats des NF von Wismar.

  25. Guntram Erdmann, Jg. 1957, Ingenieur und Kirchendiener, bis 1985 Wasserbauingenieur in Heiligendamm und Rostock, anschließend Küster in der Nikolaikirche von Wismar, 1983 Ausschluss aus der SED, seit 1985 Mitglied des Wismarer Friedenskreises, unterhielt enge Kontakte zu Heiko Lietz von der »Arbeitsgruppe Frieden«, führte Mitte der 1980er Jahre Gespräche mit der Staatssicherheit über die 1984 gegründete »Schalomgemeinschaft Rostock«, setzte sich bereits im Frühjahr 1990 selbstkritisch mit seinen Kontakten zum MfS auseinander, 1987 Aufbau des Ökumenischen Zentrums für Umweltarbeit in Wismar, Mai 1989 Organisator der Wahlkontrolle in Wismar, September 1989 Mitbegründer des »Neuen Forums« (NF) in Wismar, beantragte mit Ulrich Bäcker am 20.9.1989 die Zulassung des NF beim Rat des Bezirkes Rostock, ab 15. November Mitglied des Sprecherrats des NF, November 1989 bis März 1990 Geschäftsführer der Grünen Partei in Wismar.

  26. Martin Klähn, Jg. 1959, Bauingenieur, engagierte sich im Freundeskreis Wehrdiensttotalverweigerer in Schwerin, Autor der Untergrundzeitung »1. Mose, 2.25«, September 1989 Gründungsmitglied des »Neuen Forums« (NF), sammelte im Laufe des Septembers Unterschriften für den Gründungsaufruf des NF, organisierte am 23.10.1989 zusammen mit Heiko Lietz eine Demonstration in Schwerin, Mitglied im Bezirks- und Stadtsprecherrat des NF in Schwerin.

  27. Uta Loheit, Jg. 1959, Gemeindepädagogin, Mitglied einer Gruppe von Wehrdiensttotalverweigerern, ab 1987 Teilnehmer eines kritischen Lese- und Gesprächskreises in Schwerin, beantragte am 18.9.1989 zusammen mit Martin Klähn die Zulassung des »Neuen Forums« beim Rat des Bezirkes Schwerin, wöchentliche Treffen der Aktivsten des »Neuen Forums« in ihrer Wohnung.

  28. Jutta Seidel, Jg. 1950, Zahnärztin, 1982 Mitbegründerin des unabhängigen Netzwerks »Frauen für den Frieden«, 1983 Gründungsmitglied des kirchennahen Arbeitskreises »Ärzte für den Frieden«, seit 1986 als Einzelperson für die Organisation »Internationale Ärzte zur Verhütung eines Atomkrieges« engagiert, im September 1989 Mitbegründerin des »Neuen Forums«, Mitarbeit am Zentralen Runden Tisch in der Arbeitsgruppe Sicherheit.