Bischofsweihe Georg Sterzinsky, Berlin
11. September 1989
Information Nr. 413/89 über die Bischofsweihe und Amtseinführung des Bischofs von Berlin, Georg Sterzinsky, am 9. September 1989 in der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale
Am 9. September 1989 fand von 10.00 bis 12.30 Uhr in der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale die Bischofsweihe und Amtseinführung des Berliner Bischofs Georg Sterzinsky1 mit ca. 1 500 Gläubigen statt.
Während der Bischofsweihe gab es keine Angriffe auf die Politik von Partei und Regierung und keine Vorkommnisse.
Von ca. 9.30 bis 10.00 Uhr erfolgte der Empfang der Gäste vor der St.-Hedwigs-Kathedrale.
Dazu hatten sich ca. 600 Personen versammelt, die vor der Kathedrale die politischen und kirchlichen Repräsentanten begrüßten. Bei der Begrüßung gab es keine Vorkommnisse.
Der CDU-Politiker Diepgen2 wurde mit Beifall begrüßt. Weniger Beifall erhielten die anderen politischen Repräsentanten, wie Momper,3 die Stadtkommandanten und die Vertreter der DDR.
In der Kathedrale waren zur Eröffnung des Gottesdienstes um 10.00 Uhr ca. 1 200 Personen versammelt. Auf dem Innenhof hielten sich ca. 250 Personen auf. Der Gottesdienst wurde tontechnisch dorthin sowie auf den Vorplatz der Kathedrale ausgestrahlt.
Am Gottesdienst nahmen u. a. folgende Gäste teil: der Staatssekretär für Kirchenfragen, Genosse Löffler,4 der Oberbürgermeister von Berlin, Genosse Krack,5 der Regierende Bürgermeister von Westberlin, Momper, der Präsident des Abgeordnetenhauses von Westberlin, Wohlrabe,6 der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Diepgen, die katholischen Bischöfe und Weihbischöfe aus der DDR, zwölf katholische Bischöfe und Weihbischöfe aus der BRD, darunter Kardinal Meisner,7 Erzbischof von Köln, Bischof Lehmann,8 Vorsitzender der »Deutschen Bischofskonferenz« (BRD), fünf Bischöfe aus sozialistischen Staaten, ökumenische Gäste, darunter Bischof Forck,9 Berlin (evangelisch), Exarch German (ROK).10
Weiterhin nahmen die drei Stadtkommandanten sowie Vertreter diplomatischer Missionen in der DDR, darunter neun Botschafter, am Gottesdienst teil.
Die weiteren Teilnehmer am Gottesdienst waren ordentlich gekleidet, und es handelte sich um offensichtlich religiös gebundene Menschen, die sich zustimmend zu der Ordnung und dem guten Ablauf der Weihe äußerten.
Feindlich-negative Stimmungen und Meinungen traten nicht auf.
Bischof Wanke11 begrüßte namentlich die katholischen bischöflichen Gäste und dann ohne Namensnennung die Vertreter der Regierung der DDR, bei denen er sich für die Unterstützung in Vorbereitung der Weihe bedankte, sowie die Vertreter des Senats von Westberlin und weitere Gäste. Er hob hervor, dass zum ersten Mal in Berlin ein residierender Bischof geweiht werde und deshalb besonders viele Gäste erschienen seien.
Der Gottesdienst verlief entsprechend dem kirchlichen Ablaufplan.
Die Weihe wurde durch Bischof Wanke (Erfurt) und mit Unterstützung der Weihbischöfe Weider12 (Berlin) und Kapp13 (Fulda) vorgenommen.
In seiner Predigt ging Wanke nicht auf gesellschaftliche Fragen ein.
Der neugeweihte Bischof Sterzinsky sprach kurze Dankesworte und Kardinal Meisner als ehemaliger Berliner Bischof hielt eine kurze persönliche Grußansprache.
Nach der Beendigung des Gottesdienstes gab der CDU-Politiker Diepgen beim Verlassen der Kathedrale, wobei er erneut mit Beifall begrüßt wurde, an Gläubige Autogramme auf von diesen ihm zugereichten kirchlichen Programmen.
Im Anschluss an den Gottesdienst gab Bischof Sterzinsky in seiner Residenz einen kurzen Empfang für die staatlichen Gäste aus der DDR und einen weiteren für kirchliche Gäste zur Entgegennahme von Glückwünschen.
Während des Empfangs für die staatlichen Gäste verlas der Staatssekretär Genosse Löffler ein Glückwunschschreiben des Staatsratsvorsitzenden Genossen Honecker,14 für das sich Bischof Sterzinsky bedankte.
In diesem Zusammenhang bedankten sich Bischof Sterzinsky und weitere Amtsträger für die großzügige Unterstützung.
Während des Gottesdienstes arbeiteten vor der Kathedrale zwei Fernsehteams (SFB und ZDF) und weitere zehn Journalisten aus dem NSW.
Der evangelische Bischof Forck wurde vor dem Gottesdienst und der Regierende Bürgermeister von Westberlin Momper nach dem Gottesdienst von Fernsehteams interviewt.
Die Grenzpassagen der Gäste verliefen zügig und höflich, es gab keine Vorkommnisse.
Die angewiesenen politisch-operativen Kontroll- und Sicherungsmaßnahmen wurden in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Volkspolizei realisiert. Die katholische Kirche hatte eigene Ordnungskräfte eingesetzt, die mit der Volkspolizei zusammenwirkten.
Es gab weder im unmittelbaren Handlungsraum noch bei der Tiefensicherung im Zusammenhang mit dem Gottesdienst am 9. September 1989 besondere Vorkommnisse.