Großkundgebung Schwerin, 23.10.
24. Oktober 1989
Hinweis über die Wirksamkeit des konzentrierten Einsatzes gesellschaftlicher Kräfte im Rahmen der Großkundgebung auf dem Alten Garten in Schwerin am 23. Oktober 1989 [Bericht K 3/113]
Nachdem internen Hinweisen zufolge die Sammlungsbewegung »Neues Forum«1 für den 23.10.1989, um 17.00 Uhr, eine Demonstration durch die Schweriner Innenstadt vorbereitete, wurde unter Führung der Bezirksleitung der SED für den gleichen Tag, jedoch zeitlich vorverlegt, eine machtvolle Kundgebung organisiert, an der ca. 40 000 Bürger teilnahmen.2
Nach Festlegung konkreter Verantwortlichkeiten für die einzelnen Mitglieder der Bezirkseinsatzleitung wurden unter Führung der Parteiorganisationen von Betrieben und Einrichtungen Tausende gesellschaftliche Kräfte mobilisiert, die in einer Willenskundgebung ihre Zustimmung zur Dialogpolitik – wie auf dem 9. Plenum des ZK der SED gefordert3 – zum Ausdruck brachten.
Die in Abstimmung mit der DVP eingeleiteten Sicherungsmaßnahmen waren auf die Vermeidung jeglicher Konfrontationen gerichtet.
Durch den systematisch vorbereiteten Einsatz einer Vielzahl gesellschaftlicher Kräfte (klassenbewusste Arbeiter, mutige Agitatoren und Propagandisten der Partei)
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wurde das politische Ziel der Veranstaltung erreicht, der Wille und die Macht der Arbeiterklasse beim weiteren Aufbau des Sozialismus wurden überzeugend zum Ausdruck gebracht,
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wurde die Konzeptionslosigkeit der Führungskräfte des »Neuen Forums« deutlich, denen es nicht gelang, echte Dialogangebote zu formulieren, sondern die nur provokative Sprechchöre zu Wege brachten, wie z. B. »Neuer Wagen mit alten Pferden«, »keine Kosmetik – Chirurgie«.
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wurden Führungskräfte des »Neuen Forums« und die mit ihnen zusammenarbeitenden Organisatoren politischer Untergrundtätigkeit durch Randalierer, Rowdys, asoziale Elemente und alkoholisierte Demonstranten faktisch kompromittiert.
Vertretern des »Neuen Forums« wurde in diesem Zusammenhang verwehrt, sich von der Tribüne aus zu artikulieren.
Nachdem gegen 17.30 Uhr durch den Oberbürgermeister von Schwerin die Kundgebung beendet worden war, demonstrierten ca. 900 vorwiegend Jugendliche/Jungerwachsene unmittelbar vor der Bezirksleitung der SED und anderen Örtlichkeiten unter Führung namentlich bekannter Organisatoren politischer Untergrundtätigkeit sowie kirchlicher Amtsträger, skandierten antisozialistische Parolen und stellten brennende Kerzen sowie Transparente vor dem Portal der Objekte ab. Mit der Mitteilung, »Montag kommen wir wieder«, begann sich die Demonstration aufzulösen.
Der Demonstrationszug erreichte infolge Begleitung durch Schaulustige teilweise eine Stärke bis zu 7 000 Personen.