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X. Kongress Verband Bildender Künstler

13. Februar 1989
Information Nr. 67/89 über die Auswertung des X. Kongresses des Verbandes Bildender Künstler der DDR in Veranstaltungen mit Kultur- und Kunstschaffenden der DDR

Dem MfS vorliegenden internen Hinweisen zufolge fand am 24. Januar 1989 eine Kandidatenveranstaltung des Schriftstellerverbandes der DDR (SV), Bezirksverband Berlin, statt,1 auf der entsprechend dem vorgegebenen Thema durch Mitglieder des Verbandes der Bildenden Künstler der DDR (VBK)2 über Verlauf und Ergebnisse des X. Kongresses des VBK (22. bis 24. November 1988) informiert wurde.3

Sie war in Eigenverantwortung von Kandidaten des SV, Bezirksverband Berlin, insbesondere des Nachwuchsautors Bonsack, Wilfried (38),4 organisiert worden.5

(Veranstaltungen dieser Art zur gegenseitigen Informierung über Verlauf und Ergebnisse von Kongressen sind zwischen diesen Gremien im Allgemeinen üblich, wobei die Initiativen dazu den einzelnen Abteilungen bzw. Sektionen innerhalb der Bezirksvorstände überlassen werden.)

Intern wurde bekannt, dass auf dieser zweistündigen Veranstaltung im Otto-Grotewohl-Haus Berlin, an der ca. 50 Personen – überwiegend Kandidaten des SV, Bezirksverband Berlin – teilnahmen, einige Personen mit äußerst kritischen, unrealistischen bis hin zu politisch-negativen Beiträgen auftraten.

Vordergründig seien Inhalt und Verlauf dieser Veranstaltung durch eine politisch tendenziöse Auswertung des X. Kongresses des VBK gekennzeichnet gewesen, die im Widerspruch zur Einschätzung dieses Kongresses durch zentrale Partei- und Staatsorgane stand. Künstlerische Aspekte hätten keine Rolle gespielt.

Bestimmend für den Verlauf der Veranstaltung war das Auftreten des Mitgliedes des Präsidiums des VBK und Vorsitzenden des Bezirksverbandes Dresden, Dieter Bock (43, SED, Maler/Grafiker),6 der in Abstimmung mit Bonsack in Form eines einleitenden Kurzreferates eine Auswertung des X. Kongresses des VBK vornahm.

(Internen Hinweisen zufolge ist Bonsack u. a. als Unterzeichner von Pamphleten politisch negativen Inhalts, mit Aktivitäten im Zusammenhang mit dem sogenannten Aktionstag Rumänien Ende 19887 und während Veranstaltungen illegaler Diskussionsgruppen sogenannter Literaten in Privatwohnungen in Erscheinung getreten.

Bock tritt zunehmend mit gegen die Kulturpolitik der DDR gerichteten Äußerungen auf. So habe er u. a. bereits in einem Vortrag am 5. Januar 1989 im »Haus des Lehrers« Dresden eine Auswertung des X. Kongresses des VBK mit ähnlichen Aussagen wie in der Veranstaltung am 24. Januar 1989 vorgenommen. Er habe dort die »Notwendigkeit« von Demokratisierungsmaßnahmen in der DDR und der Brechung von Machthierarchien betont und zum Ausdruck gebracht, der VBK könnte dabei eine Rolle übernehmen. Er forderte die anwesenden Pädagogen auf, Aktivitäten in diesem Sinne, z. B. in Vorbereitung des Pädagogischen Kongresses,8 zu entwickeln.

Bock hält enge Kontakte zu hinlänglich bekannten Kunst- und Kulturschaffenden, die Mitorganisatoren von gegen die Politik von Partei und Regierung gerichteten Aktivitäten sind. Er versucht, derartige Personen unter Ausnutzung seiner Wahlfunktionen in Leitungspositionen des Verbandes zu lancieren.)

In seinen einleitenden Ausführungen zur Auswertung des X. Kongresses des VBK habe Bock hervorgehoben, die Lage im Verband stelle sich nach dem Kongress als destabil [sic!] dar; unter den Verbandsmitgliedern herrsche große Unsicherheit über die Zukunft des Verbandes. Die Parteiführung schätze die geistigen Potenzen des Landes falsch ein; auch in der DDR derzeit »angestrebte Umwälzungen« würden von ihr nicht zur Kenntnis genommen.

Die Berichterstattung von »Neues Deutschland« über den Kongress wurde von Bock als »Verfälschung« und »Weißwäscherei« bezeichnet;9 das sei Beweis für das Anhalten des »Zustandes der Nichtöffentlichkeit in der DDR«. »Von oben« werde bis in die Gegenwart durchgesetzt, dass bestimmte auf dem Kongress gehaltene Diskussionsbeiträge gar nicht oder teilweise nicht veröffentlicht werden dürfen. Dieses »Verbot« beziehe sich auch auf von ihm beabsichtigte Veröffentlichungen dieser Diskussionsreden im Mitteilungsblatt des Bezirksverbandes Dresden. Dies habe unter den Mitgliedern zu einem »Vertrauensschwund« gegenüber dem Staatsapparat geführt.

Bock führte weiter aus, der Kongress sei von der Reaktion auf die Streichung der Zeitschrift »Sputnik« aus der Postzeitungsliste der DDR10 sowie der Herausnahme bestimmter sowjetischer Filme aus dem Kinoprogramm11 gekennzeichnet gewesen, wobei die Mehrzahl der Kongressdelegierten diese Maßnahmen als »staatsbürgerliche Entmündigung« empfunden hätte.

In seinen weiteren Ausführungen polemisierte Bock gegen die Form der geschlossenen Sitzung am 3. Beratungstag des Kongresses. Die Nichtanwesenheit hochrangiger Gäste des Kongresses auf der geschlossenen Sitzung wertete er als »Verweigerung der Politiker gegenüber den Künstlern«. Protestresolutionen des Kongresses seien ignoriert worden; führende Funktionäre hätten sich kritischen Diskussionen entzogen.12

Besonders hervorgehoben wurde von Bock die Ablehnung des dem Kongress vorgelegten Entwurfs des neuen Statuts.13 Fragen des Verhältnisses von Demokratie und Sozialismus sowie des »nicht mehr anwendbaren« Begriffs des sozialistischen Realismus14 seien im Entwurf nicht berücksichtigt gewesen. Die Mehrheit der Mitglieder des VBK erkenne jedoch die dringende Notwendigkeit, im Rahmen der Verbandsstrukturen und innerverbandlicher »Aktionen« Veränderungen im VBK herbeizuführen.

Die außer Bock anwesenden weiteren drei Vertreter des Verbandes Bildender Künstler (alle vom Bezirksverband Berlin) Gabriele Muschter,15 Trakia Wendisch16 und Michael Hegewald17 – die während des Kongresses bzw. in den Arbeitsgruppen des Kongresses mit pessimistischen, unrealistischen, teilweise politisch negativen Auffassungen aufgetreten waren – beteiligten sich mit kurzen, den Vortrag des Bock ergänzenden Bemerkungen an der Diskussion. Insbesondere Muschter und Wendisch vermittelten durch ihre Haltung den Eindruck der absoluten Glaubwürdigkeit des Bock.

In der nachfolgenden Diskussion meldeten sich insbesondere die Kandidaten bzw. Mitglieder des Schriftstellerverbandes, Bezirksverband Berlin,

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    Wiens, Maja-Michaela (36),18 Mitglied der »Kirche von Unten« und einer dort gebildeten Initiative mit der Bezeichnung »Aktionswoche Volksbildung«,19 die Aktivitäten im Zusammenhang mit der Durchführung des IX. Pädagogischen Kongresses in der DDR vorbereitet; gehörte zu den Mitorganisatoren von Aktionen gegen die Relegierung von vier Schülern der EOS »Carl von Ossietzky«;20 Verbindung zu der in Westberlin etablierten Feindorganisation »Initiative Freiheit für Andersdenkende«,21

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    Landgraf, Wolfgang (40),22 wiederholt mit politisch negativen Aktivitäten in Erscheinung getreten; umfangreiche Verbindungen zu oppositionellen Schriftstellern und Nachwuchsautoren in der DDR,

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    Wittmers, geb. Ulbrich, Bernd (46),23 enge Verbindungen zu oppositionellen Kreisen, insbesondere zu Maja-Michaela Wiens, gegen die Kulturpolitik der DDR gerichtete Grundhaltung,

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    Laabs, Klaus (36),24 wiederholt mit öffentlichkeitswirksamen gegen die Kulturpolitik der DDR gerichteten Aktivitäten aufgetreten, zuletzt im Zusammenhang mit der Streichung des »Sputnik« von der Postzeitungsvertriebsliste der DDR während der Kampfdemonstration zu Ehren von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg am 15. Januar 1989,25

  • –

    Griebner, Reinhard (37),26 trat wiederholt gegen die Kultur- und Medienpolitik der DDR auf und setzt sich für einen Meinungspluralismus ein,

zu Wort. Von ihnen wurde zum Teil in unsachlicher und aggressiver Weise versucht, Parallelen im Schriftstellerverband zu den »kritischen« Darstellungen über die Lage im VBK nachzuweisen. Von der Tendenz her übereinstimmend wurde von ihnen in Diskussionen angeführt, auch nach dem Schriftstellerkongress habe sich im Verband nichts verändert, die »Zensur« bestehe nach wie vor, in den Medien der DDR würden »Probleme« verschwiegen oder »verkleinert«, die innerverbandliche Demokratie sei nicht gewährleistet.

Maja-Michaela Wiens vertrat u. a. die Auffassungen, das Statut des Schriftstellerverbandes müsse ebenfalls überarbeitet werden, da der Begriff sozialistischer Realismus nicht mehr zuträfe; das Aufnahmeverfahren für junge Autoren sei überholt und müsse verändert werden; es sei notwendig, auch Kandidaten des Schriftstellerverbandes in die Bezirksvorstände demokratisch zu wählen und damit die bisherige Praxis einer Kooptierung durch die Leitungen der Bezirksvorstände abzulösen. Sie polemisierte weiter gegen die staatlicherseits erfolgte Unterbindung des bekannten Vorhabens zur Gründung eines freien Theaters der Autoren in der DDR und behauptete, die Inspiratorin dieses Vorhabens, die Schriftstellerin Irina Liebmann,27 sei »ins Ausland vergrault« worden; sie (die Wiens) fühle sich in der DDR nur »verwaltet«.

Landgraf behauptete, obwohl auf dem letzten Schriftstellerkongress in Ansätzen offen Kritik geübt worden sei, habe sich danach nichts mehr bewegt. Um das zu verändern, forderte er ein »Zusammengehen beider Verbände«, dann könne man gemeinsam handeln.

Diese Auffassung wurde durch das Mitglied des Schriftstellerverbandes, Wittmers, unterstützt. Er betonte, die Politiker der DDR würden sich zunehmend den Problemen der Künstler verschließen. Er forderte die Herausgabe eines gemeinsamen Mitteilungsblattes der beiden Verbände.

Laabs, Klaus begrüßte organisierte Zusammenkünfte zwischen Mitgliedern des SV und VBK, da »die Aktionen und Entwicklungen im VBK vom Mut und Engagement« seiner Mitglieder zeugten und beispielhaft wären für die Schriftsteller. Besonders bezogen auf Vorstellungen einer »Demokratisierung« des Verbandes seien die Mitglieder des VBK weiter als die des SV. Gleichzeitig verwies er darauf, falls die bildenden Künstler weiter »an den Strukturen ihres Verbandes wackeln, würde dieser bald verboten werden«. Laabs forderte, gegen die Medienpolitik der DDR »Front zu machen«.

In diesem Zusammenhang betonte Griebner sein steigendes Interesse für Kongresse, in denen Offenheit bestimmend sei. Er bezeichnete die Medien der DDR als »Mecklenburg der DDR«; DDR-Zeitungen lese er nicht mehr.

Hinweisen zufolge blieb das Auftreten des Sekretärs des SV, Dyck, Karla,28 sowie der Mitarbeiterin des Sekretariats des Bezirksverbandes Berlin (SV), Irina Pfützenreuter,29 die beide versucht hatten, die politisch negativen Grundauffassungen zurückzuweisen, nahezu wirkungslos, da sie laufend durch Zwischenrufe u. a. von Wittmers und Landgraf gestört wurden.

Die Versammlung wurde ohne konkrete Festlegungen beendet.

Internen Hinweisen zufolge hätten einige Versammlungsteilnehmer danach im individuellen Gespräch zum Ausdruck gebracht, die verbandsleitenden Gremien des SV der DDR seien sich in Vorbereitung der Veranstaltung offensichtlich nicht über die Brisanz des Themas im Klaren gewesen und hätten deshalb auf eine entsprechende Einflussnahme verzichtet.

Wie dem MfS weiter bekannt wurde, fand am 25. Januar 1989 im Klub des Kulturbundes »Johannes R. Becher«, Berlin, eine Veranstaltung zum Thema »Wie geht es weiter in der bildenden Kunst?« in Anwesenheit von ca. 80 Personen, überwiegend bildende Künstler und Kunstwissenschaftler, statt.

Die Gesprächsleitung hatte der Vizepräsident des VBK, Prof. Dr. Peter Pachnicke.30

Im Präsidium hatten die Präsidiumsmitglieder des VBK, Ronald Paris31 (Maler), Vizepräsident und Vorsitzender des Berliner Verbandes), Prof. Hermann Raum32 (Kunstwissenschaftler), Prof. Herbert Sandberg33 (Grafiker, Mitglied der Akademie der Künste), Prof. Bruno Flierl34 (Architekt) Platz genommen.

Internen Hinweisen zufolge seien während dieser Veranstaltung erneut Wertungen über den Verlauf des X. Kongresses des VBK vorgenommen worden, die im Gegensatz zu offiziellen Einschätzungen standen.

Zu Beginn der Veranstaltung seien vom Fernsehen der DDR und vom ZDF der BRD Beiträge über den Kongress des VBK gezeigt worden. Unter Bezugnahme auf diese Beiträge verwies Prof. Pachnicke darauf, sie hätten beide Inhalt und Verlauf des Kongresses entstellt wiedergegeben.

Das Fernsehen der DDR hätte in seinem Bericht alle Probleme ausgeklammert und sich nur mit Allgemeinplätzen begnügt, während das ZDF aus dem Kongress eine Angelegenheit wilder Opposition gemacht hätte, gerade so, als wäre ein Aufstand gegen die Partei geprobt worden.

Prof. Pachnicke habe im Verlauf seiner Ausführungen weiter betont, die zukünftigen Aufgaben des Verbandes und der bildenden Kunst seien vor allem von jungen Mitgliedern des Verbandes deutlich genannt worden. Sie hätten eine völlig andere Sprache als von der Aktuellen Kamera wiedergegeben gesprochen.

Ronald Paris, der in einem Diskussionsbeitrag u. a. die »schöpferische Unzufriedenheit und Emotionalität« des Kongresses, auf dem sich ein hohes Niveau der selbstständig denkenden Künstler und damit eine völlig neue Qualität herausgebildet habe, schilderte, habe hervorgehoben, die Gesellschaft der DDR müsse dies annehmen; doch sie und ihre Führung seien darauf nicht vorbereitet und wüssten nun keine Antworten auf diese Probleme.

Es müsse verdeutlicht werden – so Ronald Paris weiter –, dass die Kunst ein neues Verhältnis zur sozialistischen Gesellschaft habe. Man könne nicht formulieren, »jetzt male ich sozialistischen Realismus«; entscheidend sei, was künstlerisch Gestalt fände. Der Begriff habe in eine Sackgasse geführt, sei als Gestaltungsmethode nicht brauchbar.

Diese Aussage sei von Prof. Flierl allgemein inhaltlich unterstützt worden. Seiner Auffassung nach müssten verschiedene Begriffe entsprechend der Realität neu entwickelt werden. Die Kunstwissenschaftler sollten sich für eine strategische Klärung verwenden und ein neues Kunstprogramm entwickeln.

Bei der Erarbeitung eines neuen Statuts des VBK gehe es darum, einer neuen Phase der Künste in der DDR den Weg nach vorn zu bereiten und die Potenziale des Sozialismus freizulegen. Die Künstler wollten das Statut als ein Instrument für ihr künftiges Handeln begreifen. Auch hier setze sich die Demokratie von unten, wie auf dem gesamten Kongress, durch.

Die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Nyota Thun35 habe u. a. in der Diskussion geäußert, was von bildenden Künstlern vorgestellt werde, entspräche nicht mehr dem Begriff des sozialistischen Realismus von vor 20 Jahren. Sie beneide die bildenden Künstler darum, zumal in ihrem Schaffensprozess die Ausdeutung der Ideologie nicht so vordergründig sei wie in der Literatur.

Prof. Raum habe in seinem Diskussionsbeitrag betont, mit dem X. Kongress des VBK habe sich die Kunst befreit, nur bestimmten Zwecken zu dienen. Der sozialistische Realismus sei das Einzige gewesen, worauf die Führung der Partei bestanden habe. Ohne Verwendung dieses Begriffes hätte es keinen X. VBK-Kongress gegeben. Jetzt sei die Diskussion frei von diesem Druck, die jungen Künstler und Kritiker lehnten den sozialistischen Realismus ab. Man solle das in geschichtlicher Weise behandeln. Der Künstler war vorher nur ein Instrument der Führung, jetzt sei er es nicht mehr. Er bekenne sich zur Freiheit und vollen Repräsentation aller Stile und Handschriften, wenn er auch persönlich nicht alle schätzen würde.

Im Zusammenhang mit anderen Diskussionsinhalten hätten Ronald Paris, Prof. Flierl und auch Prof. Raum betont, dass die Ausbildung an den Kunsthochschulen verändert werden müsste, damit die individuell arbeitenden Künstler und jungen Absolventen zu Motoren der kunstpolitischen Veränderungen in den Betrieben werden.

Prof. Pachnicke, der die Diskussion beendete, schlug vor, die Aussprache zu einem späteren Termin fortzusetzen.

Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen

  1. Zum nächsten Dokument »Grün-ökologisches Netzwerk Arche«

    14. Februar 1989
    Information Nr. 77/89 über das »Grün-ökologische Netzwerk Arche« in der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg
  2. Zum vorherigen Dokument Vorkommnisse Angehörige westlicher Truppen in Berlin/DDR, 3/88

    10. Februar 1989
    Information Nr. 66/89 über Aktivitäten, Vorkommnisse und rechtswidrige Handlungen von Angehörigen der in Westberlin stationierten westlichen Besatzungstruppen bei der Einreise und dem Aufenthalt in der Hauptstadt der DDR, Berlin, im Zeitraum vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1988

  1. Der Schriftstellerverband der DDR wurde im Juni 1950 als Deutscher Schriftstellerverband innerhalb des Kulturbundes gegründet und 1952 als selbstständiger Verband fortgeführt. Als Präsident amtierte seit 1978 Hermann Kant. Im Jahr 1989 hatte der Verband 931 Mitglieder und 118 Kandidaten. Die Mitgliedschaft im Schriftstellerverband verpflichtete die Mitglieder zur Schaffensmethode des »sozialistischen Realismus«. Satz ab »24. Januar« bis zu dieser Stelle handschriftlich unterstrichen.

  2. Der Verband Bildender Künstler in der DDR wurde 1950 zunächst als Teil des Kulturbundes und 1952 als eigenständige Organisation gegründet. Die Verbandsmitgliedschaft war die Voraussetzung, um am staatlichen Kunsthandel teilzunehmen und öffentliche Aufträge zu erhalten. Der Verband organisierte ebenfalls die internationale Reisetätigkeit der Künstler. Als Präsident amtierte von 1988 bis 1990 der Formgestalter Karl Clauss Dietel.

  3. Der X. Kongress des Verbands Bildender Künstler tagte vom 22. bis 24.11.1988 im Kongresszentrum am Berliner Alexanderplatz. Die Diskussion betraf u. a. den Inhalt des Begriffes »Sozialistischer Realismus«, also einen der Kernbegriffe sozialistischer Kulturpolitik. Des Weiteren wurden die Schaffensbedingungen wie Ausstellungs- und Reisemöglichkeiten thematisiert und mit Clauss Dietel ein neuer Präsident als Nachfolger von Willi Sitte per Akklamation gewählt. Hinsichtlich der Bedeutung systemkritischer Bestrebungen wird dieser Kongress in der Forschung durchaus kontrovers diskutiert. Vgl. Barsch, Barbara: Anmerkungen zum X. Kongress des VBK. In: Feist, Günter u. a. (Hg.): Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945–1990. Köln 1996, S. 770–787; Schwenger, Hannes: Sozialistische Künstlerorganisation. In: Offner, Hannelore; Schroeder, Klaus u. a. (Hg.): Eingegrenzt – Ausgegrenzt. Bildende Kunst und Parteiherrschaft in der DDR 1961–1989. Berlin 2000, S. 89–147; vgl. ebenso die intensive Berichterstattung im »Neuen Deutschland« v. 23. bis 25.11.1988.

  4. Wilfried Bonsack, Jg. 1951, Lyriker, Schriftsteller und Verleger, seit 1976 freischaffender Schriftsteller, Übersetzer, Herausgeber und Lektor in Ostberlin, 1988–89 Studium am Literaturinstitut »Johannes R. Becher« in Leipzig.

  5. Satz am linken Rand markiert.

  6. Dieter Bock, Jg. 1946, Maler und Kulturfunktionär, seit 1973 freischaffender Maler und Grafiker in Dresden, 1988–91 Vorsitzender des Bezirksverbandes Dresden des Verbands Bildender Künstler.

  7. Am 15.11.1988 beteiligten sich Kirchen und Basisgruppen in vielen Orten der DDR an einem von europäischen Menschenrechtsgruppen und Exil-Rumänen ausgerufenen internationalen »Aktionstag Rumänien«. In vielfältigen Veranstaltungen wurde über die Lage in dem südosteuropäischen Land berichtet, Ausstellungen gezeigt, Lesungen organisiert, Spenden gesammelt und Protestbriefe verfasst. Die »Initiative Frieden und Menschenrechte« hatte schon im Oktober eine Erklärung zum »Aktionstag Rumänien« ausgearbeitet und verbreitet, in dem sie auf die vielen Missstände in Rumänien aufmerksam machte, eine Aussetzung des Freundschaftsvertrages mit Rumänien und eine Ächtung der Ceauşescu-Politik durch die DDR-Regierung forderte. Vgl. Ächtet das Ceauşescu-Regime! In: taz v. 29.9.1988.

  8. Der maßgeblich von Margot Honecker initiierte IX. Pädagogische Kongress fand vom 13. bis 15.6.1989 im Palast der Republik in Ostberlin statt. Im Vorfeld der Veranstaltungen hatten sich zahlreiche Bürger zusammengefunden, um in kritischen Eingaben eine Neuausrichtung des Bildungswesens anzustoßen, darunter auch die aus der Evangelischen Ausbildungsstätte für Gemeindepädagogik hervorgegangene Arbeitsgemeinschaft IX. Pädagogischer Kongress. Der Verlauf der Veranstaltung symbolisierte für viele kritische Beobachter die Unfähigkeit der SED-Führung, das DDR-Bildungswesen umfassend zu reformieren. Vgl. Kaack, Heike: Der IX. Pädagogische Kongress am Ende der DDR. Frankfurt/M. u. a. 2015.

  9. Vgl. u. a. Demokratische Aussprache über die Kunst in unserer Gesellschaft. In: ND v. 23.11.1988, S. 1; Bekenntnisse zu einer Kunst, die Mitgestalter unseres Alltags ist. In: ebenda, S. 4; Mit dem Elan aller an die Erfüllung neuer und anspruchsvoller Aufgaben. In: ND v. 25.11.1988, S. 4.

  10. Die sowjetische Zeitschrift »Sputnik« berichtete seit 1967 über vielfältige Themen aus Politik, Kultur und Gesellschaft der Sowjetunion. Das Magazin erreichte auch außerhalb der Sowjetunion einen großen Leserkreis, in der DDR wuchs die Zahl der Leser insbesondere seitdem sich das Magazin vor dem Hintergrund der Perestroika-Politik auch der kritischen Aufarbeitung der sowjetischen Vergangenheit widmete. Die SED-Führung betrachtete diese Offenheit mit Argwohn, scheute sich aber anfangs, die sowjetische Zeitschrift zu zensieren. Nach einem Artikel über den in der DDR geleugneten Hitler-Stalin-Pakt und einer Kritik an der KPD der 1920er Jahre stoppte die SED-Führung am 18.11.1988 den Vertrieb der Zeitschrift. Dieses faktische Verbot des Sputniks geschah ausgerechnet kurz vor Beginn des X. Kongresses des VBK und verschärfte damit die ohnehin angespannte Stimmung unter den Delegierten. Einige Redner kritisierten in ihren Beiträgen das Sputnik-Verbot, was im Plenum heftigen Applaus auslöste. Vgl. Barsch, Barbara: Anmerkungen zum X. Kongress des VBK. In: Feist, Günter u. a. (Hg.): Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945–1990. Köln 1996, S. 770–787, hier v. a. S. 780.

  11. Neben dem Vertrieb der Zeitschrift »Sputnik« untersagte die SED-Führung auch die Aufführung fünf sowjetischer Filme, die zum Teil bereits in der DDR angelaufen waren, z. B. auf dem »Festival des Sowjetischen Films« in Ostberlin im Oktober 1988: »Und Morgen war Krieg« (Juri Kara, 1987), »Der kalte Sommer des Jahres 53« (Aleksandr Proschkin, 1987), »Die Kommissarin« (Aleksandr Askoldow, 1967, uraufgeführt 1987), »Spiele für Schulkinder« (Lejda Lajus, Arvo Iho, 1986), »Das Thema« (Gleb Panfilow, 1979).

  12. Noch intensiver als im Jahr zuvor nutzten die Autoren und Künstler den Kongress für deutliche Kritik an der Kulturpolitik der SED. Ungewöhnlich offen wurde zum Beispiel über Themen wie das Sputnik-Verbot, staatliche Zensur und die mangelnde Frauenförderung im Verband diskutiert. SED-Funktionär Kurt Hager, der als Gast geladen war, weigerte sich der Aufforderung nachzukommen, zum Sputnik-Verbot Stellung zu beziehen. Die Arbeitsgruppe 3 (»Bildende und Angewandte Künste im Ringen um eine Koalition der Vernunft«) entwarf daraufhin eine Protestresolution zum Verbot sowjetischer Zeitungen und Filme, entschied nach kontroverser Debatte aber, diese nicht dem Plenum vorzulegen. Die Diskussion ist dokumentiert in: Verband Bildender Künstler der DDR (Hg.): X. Kongreß des Verbandes Bildender Künstler der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin, 22.–24.11.1988. Dokumentation 2: Arbeitsgruppen. Berlin 1999, S. 180–244. Zur neuen Debattenkultur im Verband siehe auch Gesamtdeutsches Institut (Hg.): Zum X. Kongreß des Verbandes der Bildenden Künstler und zur Situation der Kunstszene in der DDR. Bonn 1988, S. 19 f.

  13. Bereits im Vorfeld des X. Kongresses wurde der Statutenentwurf der Verbandsleitung von zahlreichen Verbandsmitgliedern als zu hierarchisch beanstandet. Im Mittelpunkt stünden die Pflichten der Mitglieder und nicht ihre Eigenverantwortung und freie Entfaltung, so die Kritik zum Beispiel von Barbara Barsch, Mitglied der Sektionsleitung Kunstwissenschaft des VBK. Auch die Ausführungen zum Sozialistischen Realismus wurden als veraltet zurückgewiesen. Dank eines gemeinsamen Votums der Leipziger und Berliner Delegierten wurde das neue Statut entgegen der ursprünglichen Planung zu Fall gebracht. Vgl. Barsch, Barbara: Anmerkungen zum X. Kongress des VBK. In: Feist, Günter u. a. (Hg.): Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945–1990. Köln 1996, S. 770–787.

  14. Der »sozialistische Realismus« war eine ideologisch begründete Stilrichtung des 20. Jahrhunderts, die sich gegen jede Abstraktion und Dekonstruktion wendete (»Formalismus«) und möglichst wirklichkeitsnah, nicht selten heroisch übersteigert, den arbeitenden Menschen in den Mittelpunkt rückte. Die Richtlinie für Form und Motive künstlerischer Werke prägte seit den frühen 1930er Jahren Literatur, bildende Kunst und Musik in allen sozialistischen Staaten.

  15. Gabriele Muschter, Jg. 1946, Kunsthistorikerin, ab 1987 freiberufliche Kuratorin und Leiterin von Galerien.

  16. Trakia Wendisch, Jg. 1958, Maler und Bildhauer, seit 1985 Meisterschüler an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Gerhard Kettner.

  17. Michael Hegewald, Jg. 1955, Maler und Grafiker, leitete seit 1986 verschiedene Kunstkurse in Berlin.

  18. Maja-Michaela Wiens, Jg. 1952, freiberufliche Schriftstellerin, kooperierte von 1978 bis 1983 mit dem MfS, ehe sie selbst ab 1986 im Rahmen des OV »Traum« überwacht wurde. In den 1980er Jahren unterhielt sie enge Kontakte zu DDR-Bürgerrechtlern.

  19. Die basisdemokratische »Kirche von Unten« (KvU) entstand 1987 vor dem Hintergrund der mitunter konfliktbehafteten Beziehung von Basisgruppen und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg. Die Basisgruppen kritisierten eine zu große Staatsnähe der Kirchenleitung, insbesondere im Zusammenhang mit dem Evangelischen Kirchentag im Jahr des 750-jährigen Jubiläums Berlins 1987. Auf Verlangen der Staatsorgane untersagte Generalsuperintendent Günter Krusche z. B. die Durchführung der seit 1982 jährlich veranstalteten »Friedenswerkstatt«, woraufhin verschiedene Basisgruppen aus Berlin und der DDR einen »Kirchentag von Unten« organisierten. Diese Gegenveranstaltung stieß mit etwa 6 000 Besuchern auf eine unerwartet große Resonanz, woraufhin sich die Organisatoren entschieden, die »Kirche von Unten« zu gründen. Die KvU machte besonders durch Aktionen für Frieden, Menschenrechte und Umweltschutz auf sich aufmerksam.

  20. Im September 1988 wurden Kai Feller, Katja Ihle, Philipp Lengsfeld und Benjamin Lindner von der EOS »Carl von Ossietzky« in Berlin-Pankow relegiert. Die Schüler waren wegen kritischer Plakate (»Neonazis raus«) und Artikeln an der schulinternen Wandzeitung (»Solidarität mit Solidarność«) aufgefallen und hatten damit lebhafte Diskussionen in der Schule ausgelöst. Eine Unterschriftensammlung gegen Militärparaden anlässlich des Jahrestages der DDR wurde von 38 der insgesamt 160 Schülerinnen und Schüler unterzeichnet. Auf Druck von Schulleitung, SED und Elternhäusern zogen 30 Schüler ihre Unterschrift zurück, die übrigen acht wurden hart bestraft. Vier Schüler wurden relegiert, zwei erhielten einen Verweis und zwei wurden strafversetzt. Das staatliche Vorgehen schlug hohe Wellen, nicht zuletzt weil mit Philipp Lengsfeld der Sohn der gerade ausgebürgerten Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld sowie der Sohn von Egon Krenz, der die Schule ebenfalls besuchte, in den Fall involviert waren. In kirchlichen Kreisen kam es zu Solidaritätskundgebungen, auch viele Bürger artikulierten ihr Missfallen. Vgl. Kowalczuk, Ilko-Sascha: Endspiel. Die Revolution in der DDR. Bonn 2009, S. 291–300.

  21. Die »Initiative Freiheit für Andersdenkende« ging im Januar 1988 aus der Arbeitsgruppe »Berlin- und Deutschlandpolitik« der Alternativen Liste hervor. Anlass waren die Verhaftungen und Ausweisungen von DDR-Bürgerrechtlern im Zusammenhang mit der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration am 17.1.1988. Die Initiative, in der sich ausgebürgerte DDR-Dissidenten und Westberliner engagierten, protestierte gegen das SED-Regime und unterstützte in der DDR zurückgebliebene Angehörige und Freunde.

  22. Wolfgang Landgraf, Jg. 1948, Schriftsteller, Autor einer vielbeachteten Lutherbiografie (1981).

  23. Bernd Ulbrich, Jg. 1943, Chemiker und Schriftsteller, 1971–75 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der industriellen Forschung, seit 1976 freischaffender Schriftsteller, verfasste vor allem Hörspiele, Drehbücher und Kurzgeschichten im Bereich Fantasy und Science-Fiction, ab 1983 Publikationsverbot, arbeitete bis 1989 in der Berliner Abteilung des Schriftstellerverbandes.

  24. Klaus Laabs, Jg. 1953, Übersetzer, Aktivist der DDR-Schwulenbewegung. Sein Versuch, das Thema Homosexualität innerhalb der SED-Parteiorgane zu diskutieren, führte 1984 zum Ausschluss aus der Partei und damit zum Ende seiner wissenschaftlichen Laufbahn. In der Folgezeit arbeitete Laabs als freiberuflicher literarischer Übersetzer. Im Jahr 1989 beteiligte er sich unter anderem an der Protestveranstaltung anlässlich der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration am 15. Januar und an der Mahnwache in der Ostberliner Gethsemanekirche im Oktober 1989.

  25. Am 17.1.1988 nutzten Antragsteller auf ständige Ausreise die alljährlich von der SED organisierte Großdemonstration anlässlich der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg im Jahr 1919, um für das Recht auf freie Meinungsäußerung zu demonstrieren. Die Regierung reagierte auf den Protest mit harten Repressionen. Einige Oppositionelle wurden bereits im Vorfeld vorbeugend unter Hausarrest gestellt oder festgenommen, zahlreiche Teilnehmer der Aktion verhaftet und später in die Bundesrepublik »ausgebürgert«, darunter der Liedermacher Stephan Krawczyk und die Friedensaktivistin Vera Wollenberger (heute Lengsfeld). Auch Laabs wurde nach einer Protestaktion in polizeilichen Gewahrsam genommen. Am 25. Januar folgte schließlich eine großangelegte Verhaftungswelle gegen bekannte Oppositionelle wie Freya Klier, Bärbel Bohley, Werner Fischer, Lotte und Wolfgang Templin und Ralf Hirsch. Klier, Krawczyk und Hirsch unterzeichneten unter Haftandrohung einen Ausreiseantrag und wurden »ausgebürgert«, die anderen gingen vorübergehend ins Exil nach England oder in die Bundesrepublik. Das harte Vorgehen löste eine Welle der Empörung im In- und Ausland aus und erschütterte das Ansehen der Regierung nachhaltig. Es führte aber auch zu einer erheblichen Schwächung der Opposition. Vgl. Kowalczuk, Ilko-Sascha: Endspiel. Die Revolution in der DDR. Bonn 2009, S. 262–276; vgl. Information 28/88 v. 18.1.1989.

  26. Reinhard Griebner, Jg. 1952, Schriftsteller und Journalist, 1975–81 Redakteur und Autor beim DDR-Fernsehen, u. a. Moderator der Sendung »Kulturmagazin«, in der Folgezeit bis 1990 freiberuflich als Autor von Kinderbüchern, Hörspielen und Erzählungen tätig.

  27. Irina Liebmann, Jg. 1943, Schriftstellerin, Tochter des Journalisten und SED-Funktionärs Rudolf Herrnstadt, 1967–75 Redakteurin der Zeitschrift »Deutsche Außenpolitik«, ab 1975 freischaffende Schriftstellerin, verfasste v. a. Reportagen für die Ostberliner »Wochenpost«. Auf dem X. Schriftstellerkongress der DDR im November 1988 trat sie für ein »Theater der Autoren« ein, bei dem Zuschauer und Autoren stärker in die Planung der Spielzeit eingebunden werden sollten. Der Vorschlag wurde von der Verbandsleitung zurückgewiesen. Aus Unzufriedenheit über die kulturelle Stagnation in der DDR siedelte Liebmann 1988 nach Westberlin über.

  28. Karla Dyck, Jg. 1951, Theaterpädagogin und Dramaturgin, 1976–80 Chefdramaturgin am Ostberliner Theater im Palast, 1980–90 Sekretärin des Schriftstellerverbandes in der Abteilung für internationale Beziehungen.

  29. Im Original: »Pützenreuter«. Irina Pfützenreuter, Jg. 1956, 1983 Promotion zur Bevölkerungsmigration in Berlin, weitere Angaben zur Person konnten nicht ermittelt werden.

  30. Peter Pachnicke, Jg. 1942, Kunstwissenschaftler und Kurator, 1974–77 Generaldirektor des VE Handelsbetriebs Bildende Kunst und Antiquitäten (staatlicher Kunsthandel), seit 1984 Professor für Ästhetik an der Akademie für Grafik und Buchgestaltung in Leipzig, seit 1988 Vizepräsident des Verbands Bildender Künstler in der DDR.

  31. Ronald Paris, Jg. 1933, Maler und Grafiker, 1979–89 Vorsitzender des Komitees der Intergrafik, 1985–91 Vorsitzender des Verbands der Bildenden Künste im Bezirk Berlin.

  32. Hermann Raum, Jg. 1924, Grafiker und Kunstwissenschaftler, 1977–82 Direktor der Staatlichen Galerie Moritzburg, 1977–88 Vizepräsident des Verbands Bildender Künstler der DDR, 1982–89 Honorarprofessor an der Hochschule für Angewandte Kunst Berlin-Weißensee.

  33. Herbert Sandberg, Jg. 1908, Grafiker, Zeichner, Karikaturist, während der NS-Zeit Engagement in der kommunistischen Widerstandskunst, 1943–45 im KZ Buchenwald inhaftiert, 1954–57 Chefredakteur der Zeitschrift »Bildende Kunst«, 1970–73 Gastprofessur an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Sandberg beschäftigte sich in seinen Werken vor allem mit der Aufarbeitung des Nationalsozialismus.

  34. Bruno Flierl, Jg. 1927, Architekt und Publizist, 1965–79 Leiter der Gruppe für Theorie des Institutes Städtebau und Architektur an der Bauakademie der DDR, 1974–79 Gastdozent an der HU Berlin, anschließend als Professor für Ästhetik und Kunstwissenschaft berufen. Lehrtätigkeit zur Berliner Stadtgeschichte, 1975–82 Vorsitzender der Zentralen Arbeitsgruppe »Architektur und bildende Kunst« des Bundes der Architekten (BdA), 1980 Ausschluss aus dem Präsidium des BdA nach Kritik an der extensiven Plattenbauweise, 1984 aus gesundheitlichen Gründen emeritiert.

  35. Im Original: »Noyta«. Nyota Thun, Jg. 1925, Literaturwissenschaftlerin, 1969–85 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften (AdW), seit 1977 Professorin an der AdW, langjährige Aufenthalte in Moskau, Teheran, Paris, hier Forschungen v. a. zur russischen Literatur des frühen 20. Jahrhunderts.